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Dienstag, 24.12.2024
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Freitag, 24. April 2020 18:55 Uhr

Schule während der Pandemie: So läuft der Unterricht in der Corona-Krise Schule während der Pandemie: So läuft der Unterricht in der Corona-Krise

BBS-Schulleiter Andreas Hölzchen schaut im Onlineunterricht vorbei. Foto: lbr

Landkreis Holzminden (lbr). Vor rund fünf Wochen fiel der Entschluss, die Schulen in Niedersachsen auf unbestimmte Zeit wegen des Coronavirus zu schließen. Dies war nicht nur für Schüler und Eltern eine brisante Nachricht, sondern auch für zahlreiche Lehrer. Ebenso kurzfristig beschloss die Politik nun, dass die Schulen ab dem 22. April mit einer Art Onlineunterricht starten sollen und die Abschlussklassen der jeweiligen Stufen ab dem 4. Mai wieder in den Schulen unterrichtet werden. Nach und nach sollen alle Schüler, jeder Altersklasse, wieder beschult werden - so der Plan der Regierung.

Unsere Redaktion hat bei drei verschiedenen Schulen aus dem Landkreis Holzminden nachgefragt, wie sie mit dem Neustart umgehen. Um möglichst viele Schulformen und Altersklassen abzudecken, haben wir bei der Astrid-Lindegren-Grundschule aus Holzminden, der Homburg-Oberschule Stadtoldendorf sowie der BBS Georg-von-Langen-Schule nachgefragt. In den „verlängerten“ Osterferien waren die Schulen und Lehrer nicht untätig: Ideen wurden entwickelt, Konzepte wurden geschrieben und Leitfäden verfasst. Dabei herrscht auch hier das Prinzip von „trail and error“ - Ideen werden ausprobiert und anschließend wird reflektiert, ob es funktioniert. Alle drei Schulen aus dem Kreisgebiet, verfolgen die gleichen Ziele, haben ähnliche Konzepte, doch viele Methoden unterschieden sich dennoch.

Asli teilt Klassen in drei Gruppen

„Wir stellen Aufgaben für das häusliche Lernen über IServ bereit und die vierten Klassen starten am 4. Mai wieder mit dem Unterricht“, erklärt Katrin Heine, Schulleiterin der Astrid-Lindgren-Schule. Über das Portale IServ können die Lehrer Aufgaben hochladen und mit den Kindern und Eltern in Kontakt treten. Rund 90 Prozent der insgesamt 300 Schüler seien bereits angemeldet. Die übrigen Kinder, die keinen Internetzugriff haben, können während der eingerichteten Bürozeiten die Arbeitsblätter im Sekretariat abholen. „Der Zeitaufwand für die Aufgaben zu Hause beträgt täglich eineinhalb Stunden bei den Klassenstufen eins und zwei. Bei den Klassenstufen drei und vier sind es zwei Stunden“, berichtet sie.

Ab Montag, 4. Mai, sollen die vierten Klassen wieder mit dem Unterricht starten. „Die Klassen werden jeweils durch drei geteilt und die Gruppen wechseln täglich“, erklärt die Rektorin. Die einzelnen Klassen werden zum einen in kleinere Gruppen eingeteilt, damit die Mindestabstände in den Räumen eingehalten werden können. Aber auch für den Fall einer Corona-Erkrankung sind kleine Gruppen von Vorteil. Auch die Pausen der Schüler werden so gelegt, dass nicht alle Gruppen oder Klassen gleichzeitig Pause haben, sondern zu unterschiedlichen Zeiten. Am 18. Mai sollen dann die dritten Klassen hinzustoßen.

Doch nicht alle Lehrer und Schüler können zurückkehren. Menschen die zur Risikogruppe gehören oder eine betroffene Person im Haushalt haben, bleiben weiterhin Zuhause. Auch dies stellt die Schulen vor eine Herausforderung, da mehrere Lehrer zur Risikogruppe zählen und damit ausfallen. „Unterricht wird es dann vor allem in den Hauptfächern geben“, so Heine. Eine Besonderheit und damit auch eine zusätzliche Belastung ist die Notberetreuung der Asli. „Die Notbetreuung soll weiter aufrecht erhalten werden und die Tendenz steigt“, sagt Heine abschließend.

Täglicher Wechsel und feste Plätze an der Homburg-Schule

Auch in der Oberschule in Stadtoldendorf sieht es ähnlich aus. Die Abschlussschüler der zehnten und neunten Klassen beginnen am Montag wieder mit dem Unterricht. Für die anderen Schüler greift das „Lernen Zuhause“-Konzept der Homburg-Schule. Wie die Grundschule arbeitet auch die OBS mit IServ. Hier werden Aufgaben für die unterschiedlichen Klassen hochgeladen und Schüler sowie Lehrer können über einen Messenger kommunizieren. Dadurch ist auch eine individuelle Hilfestellung möglich. „Wir stellen Wochenpläne zusammen und versuchen möglichst mit den Büchern zu arbeiten“, erklärt Schulleiterin Rita Hartwig. Die Klassenlehrer stehen zudem mit ihren Schülern in Kontakt und erkundigen sich, wie das Lernen von Zuhause läuft. Jeden Freitag schreiben die Schüler eine Reflexion über die vergangene Woche. Wer keinen Zugriff auf das Internet hat, kann sich die Pläne und Materialien nach Absprache abholen. Die fünften bis siebten Klassen sollen täglich drei Stunden arbeiten, die achten und neunten Klassen vier Stunden am Tag. „Die Fächer sind im Wochenplan vorgeben und wir arbeiten viel mit Wiederholung“, erklärt die Rektorin der Homburg-Schule. Ende der Woche erhalten die Schüler zudem Lösungen für ihre Arbeitsaufträge.

Ab Montag starten die zehnten und neunten Abschlussklassen wieder mit dem Unterricht im Schulgebäude. Jede Klasse wird dazu in zwei Gruppen unterteilt. Eine rote Gruppe und ein grünes Team. Diese Gruppen werden im täglichen Wechsel beschult. „Jeder Schüler hat seinen festen Sitzplatz, der an einem Tag belegt und am darauffolgenden frei ist“, berichtet Hartwig. So wird ein Mindestabstand eingehalten und die Schüler kommen nicht in Kontakt. „Die Lerngruppen dürfen nicht mehr gemischt werden, von daher gibt aktuell es keine leistungsdifferenzierten Kurse, Wahlpflichtkurse oder AG-Angebote, auch Sportunterricht entfällt“, ergänzt sie.

Um auch die Fahrt mit dem Bus zu entspannen, lässt die OBS die Gruppen zeitversetzt arbeiten. So hat die eine Gruppe von der ersten bis zur fünften Stunde Unterricht und die andere Gruppe von der zweiten bis zur sechsten Stunde. „Somit sind etwa 25 Prozent der Schüler zeitgleich unterwegs. Es werden drei unterschiedliche Ein- und Ausgänge genutzt, um Ballungen entgegenzuwirken. Sowohl die Innen- als auch die Außenbereiche werden unterteilt und nur bestimmten Schülergruppen in Pausen zugänglich gemacht“, beschreibt die Schulleitung das Konzept.

Virtuelles Klassenzimmer an der BBS

An der Georg-von-Langen-Schule in Holzminden ticken die Uhren etwas anders: Die Berufsschule ist wesentlich größer, die Schüler sind älter und technisch ist die BBS moderner ausgestattet. Bereits vor der Corona-Krise beschäftigte sich die Schule in verschiedenen Projekten mit dem Thema „Blended Learning“. Dies beschreibt das computergestützt Lernen in einer Art virtuellem Klassenzimmer. Die Schüler bekommen zwar auch Aufgaben zur Verfügung gestellt, doch es gibt auch frontalen Unterricht mit ihren Lehrern über Videotelefonie. „Die Lehrer halten ihren Unterricht von Zuhause im Klassenverbund“, erklärt Schulleiter Andreas Hölzchen. Sie wechseln zwischen den virtuellen Klassenräumen und zwischendurch haben die Schüler kurze Pausen, wie im echten Schulleben auch. Derzeit seien 96 Klassen und 80 Kurse online unterwegs. 


Gearbeitet wird hauptsächlich mit Microsoft Team. Am Mittwoch waren 1300 Gerät gleichzeitig auf den Servern der Schule angemeldet. „Im Grunde brauchen die Schüler nur ihr Smartphone, um am Onlineunterricht teilnehmen zu können“, erklärt Christian Rohde, Lehrer und IT-Fachmann der BBS. In einem Chat können sich Schüler und Lehrer zusätzlich austauschen. „Das läuft bisher wirklich sehr gut“, erklärt Hölzchen. Auch die Betriebe und Lehrkräfte sind von der aktuellen Umsetzung begeistert. Diese Lösung schützt zudem auch Lehrkräfte und Schüler der Risikogruppe. Jeder Raum ist mit einem Beamer ausgestattet und so können die Lehrer auch im „realen Klassenraum“ per Videotelefonie von Zuhause aus die Schüler unterrichten, wenn sie beispielsweise zur Risikogruppe zählen. Auch für die Zukunft wäre dies eine Möglichkeit Schüler am Unterricht teilhaben zu lassen, falls sie für eine längere Zeit erkrankt sind. 


„Am Montag startet auch bei uns der Präsenzunterricht für die Abschlussklassen“, berichtet Hölzchen weiter. Das Konzept der BBS verhält sich ähnlich, wie das der Asli und der OBS. Die Klassen werden in feste Gruppen eingeteilt, die auf drei Räume verteilt und unterschiedliche Ankunfts- sowie Pausenzeiten haben werden. Jeder Schüler bekommt seinen festen Platz. Im Gebäude herrscht dann sozusagen eine Einbahnstraßenregelung, damit sich keine Klassen oder Gruppe begegnen. Lediglich die Lehrer bewegen sich zwischen den Stunden. Desinfektionsmittel wird für die Schüler ebenfalls bereitgestellt. Hölzchen würde sich zudem auch eine Maskenpflicht in den Schulen wünschen.

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