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Donnerstag, 25. März 2021 15:09 Uhr

Eine Ära geht zu Ende: Neuer Fährmann für die Poller Fähre gesucht

 Eine Ära geht zu Ende: Neuer Fährmann für die Poller Fähre gesucht



Landkreis Holzminden (red). Mit Ablauf des Jahres 2021 wird Friedrich Wilhelm Winter das letzte Mal von Polle zum Heidbrink auf die andere Seite der Weser übersetzen, dann geht eine Ära zu Ende. Über vier Generationen ist in der Familie Winter der Beruf des Fährmannes vom Vater an den Sohn weitergegeben worden. Der Landkreis Holzminden muss jetzt für den Betrieb einen neuen Pächter finden. 

Der Beruf des Fährmannes ist schon immer ein besonderer gewesen. So taucht dieser sehr alte Beruf auch in der Mythologie und in Erzählungen auf. Dabei ist das Übersetzen von einer Flussseite zur anderen eine Metapher für einen wichtigen Schritt auf einer Reise. Der Fährmann wird dabei immer positiv als Helfer und auch als Zuhörer oder Berater dargestellt, meist ist er schweigsam, unbestechlich und mit kleiner Münze zufrieden. Das mit der kleinen Münze ist auch für die Fahrt mit der Poller Fähre aktuell – spart man sich doch kilometerlange Umwege zu den Weserbrücken in Holzminden oder Bodenwerder. Ein Erlebnis ist die Fahrt mit der motorlosen Gierseilfähre allemal. Im Schatten der Burg umweht die Überfahrt überdies etwas Romantisches. Wohl mancher Tourist mag den Fährmann um seinen gemütlichen Job bei gutem Wetter vielleicht ein wenig beneiden. Doch einfach so mal eben zu übernehmen ist der Betrieb einer solchen Fähre auch wieder nicht. Die Familientradition hat Friedrich Wilhelm Winter nicht davor bewahrt, eine entsprechende dreijährige Ausbildung zum Schiffsführer machen zu müssen. Durch ein Gierseil motorlos nur von der Strömung angetrieben hängt die Poller Fähre zwar zwischen den beiden Ufern der Weser fest. Doch wer sie führt, muss trotzdem eine Menge wissen und beachten. Interessenten sollten sich also mit der Materie auskennen und entsprechende Qualifikationen, wie z. B. der Fahrerlaubnis „F“ oder dem Sprechfunkzeugnis für Binnenschifffahrtsfunk. vorweisen können. 

Die hatten sich die Fährmänner der Familie Winter immer schon frühzeitig angeeignet. Bereits 2005 konnte die Familie von Friedrich Wilhelm Winter auf ein hundertjähriges Jubiläum zurückblicken. Schon sein Ur-Großvater Wilhelm, Großvater Wilhelm und Vater Friedrich Wilhelm hatten die Fährrechte gepachtet und dabei viele Kenntnisse und Erfahrungen an ihre jeweiligen Nachfolger weitergegeben. „Beeindruckend für mich ist die enge Verbundenheit mit Polle und mit der Region“, kommentiert Jürgen Twele, beim Landkreis Bereichsleiter für die Straßenmeisterei, das 116-jährige Familienengagement. „Soweit ich das mitbekommen habe, haben die Winters die Verbindung vom westlichen zum östlichen Weserufer immer mit großer Souveränität, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit gehalten. Die Messlatte für den Nachfolger hängt also entsprechend hoch!“ 

Bis 1992 wurden die Fährrechte vom Land Niedersachsen, vertreten durch das Wasser- und Schifffahrtsamt (bis 1978 Wasser- und Schifffahrtsdirektion Hannover, dann das Wasser- und Schifffahrtsamt Hameln), an die Familie vergeben. Ab 1993 dann war der Landkreis Holzminden neuer Eigentümer der Fähre mit allen dazugehörigen Gebäuden, Flächen und Einrichtungen. Das damals unbewohnte Fährhaus mit Stall wurde 1994 an Privat verkauft, das Grundstück am Windenhaus 1998 dazu gekauft. 

Waren in dem seinerzeitigen Vertrag mit Senior Winter aus dem Jahr 1968 noch Vergünstigungen für die Domäne Heidbrink, die forstfiskalische Kiesgrube in Polle, die Firma Weserkieswerk Polle bzw. die Firma Bau-Meier sowie für Schafmeister Drüke vertraglich festgeschrieben, gelten seit 2004 die vom Kreistag festgelegten Fährtarife, die 2018 aufgrund der Sperrung der B83 zuletzt verändert wurden. 
Die saisonabhängig von früh bis spät übersetzende Fähre wurde im Jahr 1989 auf der Arminiuswerft in Bodenwerder gebaut und in Polle in Betrieb genommen. Sie löste die Fähre aus dem Jahr 1960 ab. In jenem Jahr hatte Winter Senior das Kommando von seinem Vater übernommen. 1998 war dann der nächste Generationswechsel vom Vater auf den Sohn fällig, nachdem Friedrich Wilhelm sein Fährpatent schon 1980 erworben hatte. Ende dieses Jahres soll nun Schluss sein, Winters Kinder sind alle anderweitig beruflich engagiert. 

Wer Interesse an einer solchen Pacht hat und Näheres zu den Qualifikationen dafür wissen möchte, kann sich an die Straßenmeisterei unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden. 



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