Tonne: „Anspruchsvoll, aber lösbar“ – Abiturklausuren im Fach Mathematik bleiben unverändert
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- Kategorie: Panorama
- Veröffentlicht: Mittwoch, 05. Juni 2019 15:23
Niedersachsen (red). Die Abiturklausuren im Fach Mathematik bleiben unverändert. Das hat Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne nach der Auswertung der Erstkorrekturen von rund 18.000 Mathematikklausuren am 5. Juni 2019 in Hannover mitgeteilt. Der vorläufige Gesamtdurchschnitt im Fach Mathematik über alle Schulformen und Anforderungsniveaus liege bei 6,4 Notenpunkten gegenüber 6,8 im Jahr 2018. „Die Klausuren waren anspruchsvoll, aber sie waren lösbar. Es gibt keinen objektiven Grund, an der Benotung oder dem Bewertungsmaßstab etwas zu ändern. Die Fakten legen nahe, dass es keinen akuten Handlungsbedarf gibt“, sagte Tonne.
Als Reaktion auf die schriftliche Abiturprüfung im Fach Mathematik Anfang Mai wurde in Niedersachsen eine Online-Petition veröffentlicht, nach deren Aussage die diesjährige Abiturklausur zu schwierig gewesen sei. Ähnliche Online-Petitionen gab es auch in anderen Bundesländern. Die Länder Bayern und das Saarland haben bereits entschieden, dass das bewährte Korrekturverfahren an den Schulen fortgesetzt wird. In Bayern und Hamburg wird Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit eingeräumt, ihr Ergebnis in einer freiwilligen mündlichen Prüfung zu verbessern, wie es in Niedersachen ohnehin bereits seit Jahren Praxis ist. Im Saarland wird nun erstmalig die Bewertungstabelle der KMK angewendet, die in Niedersachsen schon seit vielen Jahren gültig ist.
Das Niedersächsische Kultusministerium hatte zügig angekündigt, sich mit den Hinweisen zu befassen und eine umfangreiche Prüfung der Sachlage veranlasst. Niedersachsen hat sich bei seiner Begutachtung der Sachlage nicht auf Stichproben beschränkt. Vielmehr wurde der gesamte Rücklauf der ersten Korrekturphase der in Rede stehenden Klausuren ausgewertet. Die Ergebnisse der Vorabfrage von knapp 18.000 Klausuren sind somit als valide anzusehen. Abweichungen zum Vorjahr und zu den Vornoten wurden analysiert und zueinander ins Verhältnis gesetzt. Die Vorabfrage der Ergebnisse an Schulen zeigt im allgemein bildenden Bereich im Landesschnitt Abweichungen von - 0,71 Notenpunkten auf erhöhtem Niveau und - 0,83 Notenpunkten auf grundlegendem Niveau im Vergleich zum Vorjahr. Die Noten an beruflichen Gymnasien haben sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert, um + 1,29 auf erhöhtem Anforderungsniveau und + 0,71 auf grundlegendem Niveau.
Damit unterscheiden sich die Ergebnisse auch deutlich von denen in Hamburg, wo es aufgrund bestimmter Zusammensetzungen bei den Klausuren auf grundlegendem Anforderungsniveau zu deutlichen Abweichungen gekommen ist. Hamburg hat gestern Abend sehr kurzfristig entschieden, aufgrund erheblicher Noten-Abweichungen im grundlegenden Anforderungsniveau den Bewertungsmaßstab bei zwei von vier Mathematikklausuren anzupassen.
Neben der umfassenden Auswertung der Erstkorrekturen hat das Niedersächsische Kultusministerium zudem auf externen Sachverstand zurückgegriffen, um zusätzlich zur eigenen Fachexpertise und einer Bewertung der Fachkommission Mathematik eine fundierte Einschätzung der Aufgabenstellungen zu erhalten. Hierzu wurde ein Gutachten des unabhängigen „Verband zur Förderung des MINT-Unterrichtes“ (MNU) erbeten. MNU attestiert den Aufgaben demnach einen „fachlich/inhaltlich angemessenen Anspruch“ sowie „angemessen verständlich formulierte“ Aufgabenstellungen. Der Umfang der von den Prüflingen erwarteten Leistung wird als „noch angemessenen“ bezeichnet, jedoch liege die Länge der Aufgabenstellungen „am oberen Rand des Wünschenswerten“.
Das Gesamtergebnis dieser Befassungen erläuterte Kultusminister Tonne wie folgt: Die Aufgabenstellungen orientierten sich an den Vorgaben der Bildungsstandards, des niedersächsischen Kerncurriculums Mathematik und der fachbezogenen Hinweise. Schülerinnen und Schüler, die ihre Note verbessern möchten, hätten in Niedersachsen grundsätzlich die Möglichkeit, zusätzlich eine mündliche Prüfung abzulegen. „Das gilt natürlich auch in diesem Jahr und auch für Mathematik. Ich betone ausdrücklich, dass das niedersächsische Abitur anspruchsvoll ist und anspruchsvoll bleiben wird. Eine leichte Abiturprüfung ist ein Widerspruch in sich und kann nicht unser Ziel sein“, unterstrich Tonne.
Über die Länge der Aufgabenstellungen sei im Rahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) allerdings zu diskutieren im Angesicht der Erfahrungen der anderen Länder. Das Fach Mathematik gehört zu den Fächern mit länderübergreifenden Aufgaben, die aus einem ländergemeinsamen Aufgabenpool entnommen und gleichzeitig in mehreren Bundesländern geschrieben wurden. In Niedersachsen wurde etwas mehr als die Hälfte der Aufgaben aus diesem Pool entnommen.
Tonne: „Mit Blick auf das Thema Vergleichbarkeit der Abiturprüfung und die länderübergreifenden Aufgaben müssen wir uns als Länder insgesamt mit der Frage befassen, ob der Aufgabenpool und die schulische Realität nah genug beieinander sind. Das Thema werde ich bei der KMK am Donnerstag und Freitag ansprechen. Für Niedersachsen gilt: Wir werden das Abitur im Jahr 2019 weiter gründlich analysieren, insbesondere für die Abiturprüfungen im Fach Mathematik. Wir werden sicherstellen, dass den Prüflingen auch in Zukunft anspruchsvolle und gleichwohl lösbare Aufgaben gestellt werden. Die Aufgaben, die in Niedersachsen entwickelt werden und die Aufgaben, die die Länder dem KMK-weiten Aufgabenpool zuliefern, müssen in Anspruch und Umfang angemessen bleiben.“