„Wir sind wie Terrier, wir beißen uns fest!“ Kooperationsvertrags für „Schulverweigerer-Wecker“ erweitert
- Details
- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Dienstag, 09. Januar 2018 10:39
Holzminden (fw). Nachdem bereits das Projekt die „Schulverweigerer-Wecker“ im Mai 2017 den ersten Kooperationsvertrag mit dem Amtsgericht und der Stadt Holzminden sowie der Dr. Jasper Realschule und der Johannes-Falk Schule unterschrieben hatte, ging es am gestrigen Montag, den 8. Januar, mit einer Ausweitung bezüglich der Schulen weiter.
Im Holzmindener Amtsgericht erklärte Mitinitiator Hans-Josef Winter noch einmal, wie es zu diesem Projekt gekommen sei. Die Idee entwickelte sich 2016. Ein Schüler, der wegen Schulschwänzens zu 50 Stunden gemeinnützige Arbeit verurteilt wurde und darüber seinen Unmut und Unverständnis deutlich machte, bewegte Herrn Winter zu zukunftsweisenden Überlegungen. Eine faire Behandlung sei seitens der Justiz für Schulschwänzer allgemein nicht zutreffend, vergleichsweise würden Straftäter mit weitaus größeren Gesetzesbrüchen weniger zu befürchten haben. Eine Alternative musste für solche Fälle gefunden werden. Zusammen mit Jugendrichter Jörg Mertens wurden mehrere Konzepte entwickelt, bis es letztendlich zu einer treffenden Lösung des Problems kam.
Der Grund für Schulschwänzer lege vorrangig schon im Familienverband, soziale Armut unter den Jugendlichen, die auch als Eltern keine Vorbilder hätten, erklärt Hans-Josef Winter. Hier setzt das Projekt „Schulverweigerer-Wecker“ an: „Es muss sich um Bildung gekümmert werden. Die Kids müssen raus aus dem Teufelskreis“! Der Verein leistet Hilfestellung, indem er auf eine gewisse Art und Weise für die Schulschwänzer lästig wird. „Wir sind wie Terrier, wir beißen uns fest“, erklärt Hans-Josef Winter die Vorgehensweise. Die Schüler werden kritisiert und gefördert und auch immer wieder an ihr Versprechen zur Besserung erinnert. Spontane Kontrolle während des Schulvormittags verpflichte regelrecht zur Anwesenheit. Hier gebe es hintergründig auch den Anreiz, dass sich die Strafstunden minimieren, sobald der Jugendliche den Schulunterricht wieder aufgenommen hat. Es müsse eine Entwicklung erkennbar sein. Auch für die Eltern entstehe im gleichen Zuge ein gestärkter Rückhalt, da sie oft mit der Situation überfordert seien. Die Schüler bekämen wieder eine Chance und neue Beziehungen und bessere Kommunikation zwischen Schüler und Lehrer würden geschaffen.
Jugendrichter Jörg Mertens betonte nochmals, dass der Verein in keinster Weise eine Konkurrenz für offizielle Hilfeeinrichtungen sei. Auch sollen die Schulen nicht vorgeführt werden, man solle es mehr als eine Zusammenarbeit und zusätzliches Handwerk ansehen, schließlich gehe es hier allein um das Wohl der Schüler. Zu diesem Projekt gäbe es niedersachsenweit kein Vergleichsmodell, denn andere Projekte würden erst nach der Verurteilung greifen.
Finanziert wird dieses Projekt von der Polizei Niedersachsen, der Staatsanwaltschaft Hildesheim und verschiedenen Fördervereinen. Fünf Mitarbeiter arbeiten monatlich auf 450 Euro Basis plus Fahrtkostenübernahme. Der öffentliche Haushalt wird somit nicht belastet.
Nach noch nicht ganz einem Jahr sorgen die Ehrenamtlichen für bereits 33 Fälle aus zwei Schulen. Die heutige Unterzeichnung des Kooperationsvertrags bindet alle Schulen des Landkreises mit ein. Nicht alle Schulleiter konnten anwesend sein, doch auch hier sind mündliche Vereinbarungen getroffen und eine Unterschrift wird folgen.
Landrätin Angela Schürzeberg verdeutlichte zum Schluss noch einmal, dass die Idee zum richtigen Zeitpunkt gekommen sei und bedankte sich für die Initiative sowohl der Gründer, als auch die der Schulleiter und Lehrer. Die Notwendigkeit sei deutlich erkennbar und es müsse schnell gehandelt werden.