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Donnerstag, 19. Juli 2018 09:25 Uhr

Fliegende Abiturienten-Hüte auf dem Kiesberg Fliegende Abiturienten-Hüte auf dem Kiesberg

Holzminden (r). Abiturfeiern in der Georg-von-Langen-Schule, Berufsbildende Schulen Holzminden, haben immer etwas Besonderes. In diesem Jahr hatten sich die Abiturientinnen und Abiturienten aus gegebenem Anlass in Talare gehüllt und als Kopfbedeckung einen endsprechenden Hut gewählt. Beim gemeinsamen Gruppenfoto ließen die Absolventen nicht nur die Korken, sondern auch die Hüte fliegen.

Schulleiter Andreas Hölzchen begrüßte zu Beginn des feierlichen Abschlusses neben den Abiturientinnen und Abiturienten sowie deren Angehörigen und Freunden als Gäste unter anderem den Bereichsleiter für Bildung und Kultur des Landkreises Holzminden, Herrn Boris Schreiber, den Kreishandwerksmeister Herrn Uwe Hinz, Frau Gisa Möllering von den Niedersächsischen Landesforsten sowie den Schulleiter der Haupt- und Realschule Eschershausen, Herrn Carsten Brand.

In seiner Rede beglückwünschte der Schulleiter Andreas Hölzchen die Abiturienten zu ihrem bestandenen Abitur und wünschte ihnen für den weiteren beruflichen und privaten Werdegang alles Gute. Im Vorfeld der Abiturfeier hatte er einige Zeit überlegt, was er dem diesjährigen Abi-Jahrgang mit auf den Weg geben wollte. Im Bildungsauftrag aller Schulen in Niedersachsen ist unter anderem definiert, dass die Schulen ihren Schülern Wertvorstellungen vermitteln, die an die Verfassung anknüpfen. Andreas Hölzchen führte aus, dass als Vermittler dieser Wertvorstellungen Eltern, Schulen und die Gesellschaft auftreten. Somit bedankte er sich an dieser Stelle explizit bei den Eltern für die jahrelange Unterstützung sowie bei den Kolleginnen und Kollegen der Georg-von-Langen-Schule für ihr stetes Engagement.

Das System der Wertvorstellungen ist seiner Meinung nach nicht widerspruchsfrei und es ist zu einem gewissen Teil auch abhängig von den finanziellen Möglichkeiten der handelnden Personen. Um hier mit der Zeit zu gehen, jobben viele angehende Abiturienten, was sich in der Regel negativ auf die schulischen Leistungen auswirkt. An dieser Stelle seien unter anderem auch folgende Fragen erlaubt: Müssen Abiturienten überhaupt einen Abiturdurchschnitt mit einer Eins vor dem Komma erzielen? Reicht es in der gegenwärtigen Situation nicht aus, nur so hoch zu springen, wie man muss? Der Schulleiter merkte an, dass es in diesem Fall aber zwingend notwendig ist, dass die Schüler wissen, wie hoch sie springen müssen, um das Abitur zu bestehen. Die Abiturprüfung hat gezeigt, dass dieses Wissen bei Schülern nicht immer vorhanden ist.

Am Ende seiner Rede forderte der Schulleiter die Abiturienten auf, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und im Falle von Misserfolgen zu prüfen, wie groß denn der eigene Anteil am Misserfolg ist. Es ist notwendig, sich mit Enttäuschungen auseinanderzusetzen und Niederlagen zu bewältigen. Dadurch wird das eigene Selbstbewusstsein gestärkt und die Abiturienten können die vielen Chancen nutzen, die sich in der Zukunft ergeben.

In Vertretung der Landrätin knüpfte Herr Schreiber in seinen Grußworten inhaltlich an den Ausführungen des Schulleiters an. Am Beispiel des Torhüter Loris Karius, der im Champions League Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool ursächlich an zwei Toren für Real Madrid beteiligt war, stellte er dar, wie in der Gegenwart mit Fehlern umgegangen wird. Loris Karius wurde in den sozialen Medien beschimpft und es wurde gefordert, den Torwart an einen anderen Verein zu verkaufen. Eine Aufarbeitung der spezifischen Spielsituationen fand nicht statt.

Im Allgemeinen ist es wichtig, Fehler zu erkennen, und sich offensiv mit Fehlern auseinanderzusetzen. Dies ist ein Weg, um aus Fehlern zu lernen. Herr Schreiber beglückwünschte die Abiturienten zu ihrem Abitur und wünschte ihnen viel Erfolg beim Start ins Berufsleben oder ins Studium.

Frau Möllering von den niedersächsischen Landesforsten machte auf die jahrelange Kooperation zwischen den Abschlussjahrgängen des Beruflichen Gymnasiums und der Fachoberschule sowie den Landesforsten aufmerksam. Ende September eines jeden Jahres fahren die Schüler in den Solling, um wie der Namensgeber der Schule, Georg von Langen, Eichen zu pflanzen. Diese Aktion dient nicht der Aufforstung der Eichenalleen im solling, sondern gibt jedem ein stück Verbundenheit mit der Heimat – jeder sollte im Leben einmal einen Baum pflanzen... Und mit dieser Pflanzaktion startet jeder in den Abschlussjahrgang. Die Mitarbeiter der Landesforsten bereiten die Standorte der Eichen vor und die Schüler pflanzen anschließend ihre Eiche. Der Standort der Eiche wird mittels GPS-Daten in das „Pflanzzertifikat“ eingetragen, welches mit dem Abiturzeugnis überreicht wird.

Der Koordinator des Beruflichen Gymnasiums, Herr Studiendirektor Heribert Döring, wies in seiner Rede zunächst daraufhin, dass die Abiturienten am Beruflichen Gymnasium die Allgemeine Hochschulreife erworben haben. In Gesprächen mit Eltern, die sich bei ihm über das Berufliche Gymnasium informieren, herrscht häufig die Meinung vor, dass man am Beruflichen Gymnasium nur das „Fachabitur“ erwerben könne – ein weit verbreiteter Irrglaube. Herr Döring forderte die Abiturienten auf, in Besprächen mit Bürgerinnen und Bürgern darauf hinzuweisen, dass Schüler durch den Besuch des Beruflichen Gymnasiums die Allgemeine Hochschulreife erwerben.

Bezogen auf den aktuellen Abiturjahrgang bleibt ihm besonders die Verbindlichkeit der Schüler in Erinnerung, die sich im schulischen Alltag allerdings als Unverbindlichkeit äußerte. So war die Organisation der Studienfahrten nach Prag und Freiburg sowie die Fahrtradtour an die holländische Nordseeküste nur schwierig zu abzuschließen, da die Anmeldezahlen für die Ziele aufgrund von Rückziehern und Neuanmeldungen stetig schwankten. Gleiches Verhalten zeigte sich auch bei den schriftlichen Abiturprüfungen, bei denen Schülern die eigene Wahl des zweiten und dritten Prüfungsfaches nicht mehr präsent war. Doch der Koordinator des Beruflichen Gymnasiums zeigte auch Verständnis für die Schüler: In Zeiten, in denen sich Fake News inflationär verbreiten oder einer der mächtigsten Männer der Welt Verträge seiner Vorgänger mit einem Federstrich für unverbindlich erklärt, ist es schwierig, das Verbindliche vom Unverbindlichen zu unterscheiden.

In den anschließenden Reden der Gruppentutoren ließ Frau Oberstudienrätin Hilke Kruse-Schärfe mithilfe einer Brezel sowie eines Stücks Butter eine Unterrichtsstunde in der Fachrichtung Ernährung Revue passieren, Herr Oberstudienrat Thorsten Pahl erinnerte seine Techniker an Bratwürste, die seit ca. 1,5 Jahren in einem Kühlschrank der BBS Holzminden schlummern und für Frau Studienrätin Martina Schuster war die Interaktion mit ihren Wirtschaftlern eine Bahnfahrt, auf der mancher Schüler verlorenging.

Musikalisch wurde die Abiturfeier von der Schulband der Georg-von-Langen-Schule unter der Leitung von Studienrat Michael Schindewolf begleitet.

Der Abschluss vom Abschluss bildete der diesjährige Abschlussball am gleichen Abend – und war doch gleich der Auftakt für etwas Neues: Die Absolventen des Beruflichen Gymnasiums sowie der Fachoberschule der Georg-von-Langen-Schule hatten den Ball in der Stadthalle Holzminden gemeinsam organisiert. Die Absolventen hatten in der Zeit von 20:00 – 22:00 Uhr ein Programm vorbereitet, das sie auch in Konkurrenz zum Fußballspiel zwischen Deutschland und Schweden durchgezogen haben. Die Moderation des Abends übernahmen Robert Chrissidis und Niklas Knetsch, während Stella Pravemann und Alina Wahl in der Abiturrede auf verschiedene Stationen des gemeinsamen Weges im Beruflichen Gymnasium zurückblickten. Die Schüler der Fachoberschule Gesundheit und Soziales prämierten ihre Lehrer in verschiedenen Kategorien im Anschluss an die Abiturrede.

Fotos: Die Stadtfotografen GmbH

 

 

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