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Freitag, 15. Mai 2020 11:33 Uhr

Grausamer Mord im Solling: Was geschah nahe dem Steinkrug am 15. April 1821? Grausamer Mord im Solling: Was geschah nahe dem Steinkrug am 15. April 1821?

Höxter-Boffzen (TKu). Lost Place im Solling nahe Boffzen und Höxter: Manche glauben, an diesem Ort spuke es. In der Nähe des Steinkruges bei Boffzen steht mitten im Wald ein Mordstein, der an ein grausames Verbrechen erinnert, das 1821 seinen Lauf nahm. Das monumental wirkende, fast drei Meter hohe, barocke Denkmal von 1821 bezeichnet im Boffzener Ilsengrund die Stelle, wo der „Reitende Förster“ Carl Heinrich Ludwig Mittendorff am 15. April 1821 von einem Wilddieb angeschossen wurde. Am 8. Mai 1821 starb er in seinem Hause an den Folgen der schweren Verwundung.

Die abgelegene Stelle im Wald, wo sich der Mordstein heute befindet, ist zu einem „Lost Place“ geworden. Der Gedenkstein befindet sich auf einem mittlerweile verwilderten Teilstück des Raabe-Wanderweges, der 60 km lang von Eschershausen bis nach Fürstenberg führt. Der Weg dorthin verläuft durch allerlei Gestrüpp und Wildwuchs. Aber was geschah vor 199 Jahren, am 15. April des Jahres 1821? Dem „Reitenden Förster“ Carl Heinrich Ludwig Mittendorff aus Boffzen war die Nachricht überbracht worden, dass sich in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1821 am frühen Morgen Wilddiebe aus Höxter in den Solling aufmachen würden. Es war gegen ein Uhr nachts, als er gemeinsam mit fünf weiteren Helfern von seinem Forsthaus in den Wald aufbrach, um die Wilddiebe zu stellen. Am „llsengrund“, nahe des „Steinkrugs“, angekommen, suchten sie sich die entsprechende Deckung.

Vor ihnen lag der schmale Weg, der vermutlich von den Wilddieben genommen werden würde, um weiter hoch in den Solling zu gelangen. Sie versteckten sich und harrten der Dinge aus, die auf sie zukommen würden. Nach einigen Stunden kamen bei Tagesanbruch tatsächlich zwei mit Gewehren bewaffnete Männer auf sie zu. Vorweg ging der Tabackspinner Schelp aus Höxter. In einer Entfernung von fünf Schritten folgte ihm der Tagelöhner Hansmann aus Höxter. Die Forstleute ließen die beiden Männer näher kommen, in der Absicht, sich dann überraschend auf sie zu stürzen, sie zu entwaffnen und zu verhaften.

Der weiter hinten liegende Waldarbeiter, Carl Ludwig Zimmermann aus Boffzen, sprang zuerst auf und warf sich auf den überraschten Hansmann. Daraufhin drehte sich Schelp um und legte auf Zimmermann sein Gewehr an. Der weiter vorne lauernde Oberförster Mittendorff sprang wenige Sekunden später ebenfalls mit seiner Doppelflinte aus der Deckung hervor. Als ihn noch vier Schritte von dem Wilddieb trennten, wendete sich dieser nun ihm zu und schoss mit grobem Kugelhagel aus der Schrotflinte gezielt in den Unterleib Mittendorffs. Dieser konnte sich zwar schnell wegbücken, bekam den Schuss aber in die linke Seite. Während Schelp floh, lag Mittendorff stark blutend am Boden.

Er wurde von seinen Helfern zu seiner Wohnung getragen. Am 8. Mai 1821 erlag er dort seinen schweren Verletzungen. Gegen die Männer, die Mittendorff begleitet hatten, Waldarbeiter Carl Ludwig Zimmermann (25 J.), Revierförster lsidor de Lamaré, Gehilfsjäger Carl Henning Schrader (23 J.), Tagelöhner Gatterfall (41 J.), die alle aus Boffzen stammten, und gegen den Polizeijäger Wilhelm Carl Kridel aus Neuhaus, wurde anschließend Anklage wegen Misshandlung des Tagelöhners Johann Christian Wilhelm Hansmann (46 J.) aus Höxter erhoben. Sie müssen wohl ihre ganze Wut an ihm ausgelassen haben, denn Kridel ist wegen der Teilnahme an der Misshandlung zu acht Tagen Gefängnis verurteilt worden. Carl Schelp wurde wegen der Schwere des Delikts zum Tode durch das Schwert verurteilt und beim Kreisgericht Holzminden inhaftiert. Es gelang ihm jedoch die Flucht, wodurch er sich dem Todesurteil entziehen konnte. Schelp floh nach Amerika. Hansmann erhielt mehrere Jahre Gefängnis.

Die Berufswilderei war weit verbreitet. Die Förster waren per Diensteid verpflichtet, den Wilderern nichts nachzusehen. So kam es immer wieder zu Aufeinandertreffen, bei denen Waffen eingesetzt wurden. Dies führte direkt oder indirekt dazu, dass 70 heute im Solling nachweisbare Todesfälle sowie zahlreiche Verletzte auf Wilderei zurückzuführen sind. Die sogenannten Mord- und Denksteine wie der von Mittendorff, wurden etwa seit dem 16. Jahrhundert gesetzt. Sie befinden sich meist am Ort des Ereignisses, also häufig im tiefen Wald oder einer entlegenen Gegend. Deswegen entstanden im Laufe der Jahrhunderte sich darauf beziehende Spukgeschichten. Der genaue Standort des Mordsteines von Mittendorff befindet sich etwa 500 Meter südlich vom Steinkrug an der Abzweigung der Strasse zum Noellenhof, am Beginn des Ilsengrundes. Noch heute ist der Stein für sein Alter gut erhalten, befindet sich aber in völlig verwildeter Umgebung. Auf der gusseisernen Tafel des Denkmals vorn ist gut zu lesen: „Dem Reitenden Förster Carl Heinrich Ludwig Mittendorff. Geb. am 30ten April 1780. Er fiel im Berufe durch Moerders Hand am 15ten Aprill 1821. Auf der Rückseite steht geschrieben: Dem trefflichen Forstmanne u. Jäger zum Andenken geweiht. Von dessen Genossen und Freunden“.

Unsere Informationen stammen aus einem umfangreichen Artikel des Buches „Begegnungen auf Leben und Tod: Förster und Wilderer im Solling“ von Detlef Creydt.

Fotos: Thomas Kube

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