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Dienstag, 24.12.2024
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Sonntag, 24. Mai 2020 12:14 Uhr

„Schotter- und Steingärten“ sind ökologisch wertlos / NABU stellt neue Infobroschüre vor „Schotter- und Steingärten“ sind ökologisch wertlos / NABU stellt neue Infobroschüre vor

Weserbergland (red). Seit einigen Jahren greift der Negativtrend „Schottergarten“ um sich: Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer setzen auf Schotter statt auf Pflanzen. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: Einige streben damit eine Minimierung der Pflege an, einige schätzen die reduzierte Erscheinung und Ästhetik, vielen fehlt einfach die Zeit oder eine Gestaltungsidee, in manchen Fällen sind die Menschen körperlich nicht mehr in der Lage, sich um einen Garten zu kümmern.

Was viele nicht wissen: Ein Kies- oder Schottergarten ist keineswegs besonders pflegeleicht. Auch ist ein solcher „Garten“ nicht kostengünstig oder langlebig. Biologisch gesehen sind viele dieser Gärten zudem tot, denn sie bieten den meisten Tieren und Pflanzen weder Nahrung noch Lebensraum.

Teuer und energieaufwendig

Schon die Anlage eines Schottergartens ist oft kostenintensiver als gedacht. Der Kies alleine kann schon mehrere hundert Euro pro Tonne kosten. Da kann eine Fläche von zehn Quadratmetern schon ganz schön ins Geld gehen. Dazu kommt, dass die Kiesel mit der Zeit Moos ansetzen, welches sie dreckig und ungepflegt wirken lassen. Um dem zu entgehen, müssen sie von Blättern befreit und regelmäßig mit dem Laubbläser oder Hochdruckreiniger gereinigt werden, die Geräte sind laut, verbrauchen viel Energie und schaden obendrein Kleinstlebewesen. Nach drei bis zehn Jahren muss die ganze Fläche abgetragen, der Kies gewaschen, das Vlies unter dem Kies entfernt und erneuert und der saubere Kies wieder aufgelegt werden, auch das ist teuer und verbraucht Strom. Das klingt alles andere als pflegeleicht und günstig.

Hitze und Staub nehmen zu

Im Sommer knallt die Sonne auf die Steine und heizt sie auf. Die sehr hohen Temperaturen grillen die spärliche Bepflanzung, die nicht an diese Wüstenbedingungen angepasst ist, und sorgen so dafür, dass die Pflanzen vertrocknen, egal, wie viel man sie gießt. Schon nach kurzer Zeit müssen sie ausgetauscht werden. Die Luft wird nicht durch Pflanzen abgekühlt, sondern auch in der Nacht durch die Steine erwärmt. Durch die fehlenden Blätter der Pflanzen können feine Staubpartikel nicht mehr aus der Luft gefiltert werden, Staub und Stickstoffdioxid reichern sich an. Auch der Lärm der Autos wird durch den Schotter verstärkt.

Ökologisch wertlos

Anders als in Steingärten nach alpinem Vorbild, die, wenn sie fachgerecht angelegt werden, vielen Insekten Nahrung bieten, sind viele Schottergärten nur spärlich oder gar nicht bepflanzt. Die Optik der Pflanzen steht dabei im Vordergrund. Doch Bambus, Rhododendren oder einzelne Töpfe mit Buxbaum bieten Insekten und Vögeln wenig bis keine Nahrung. Kleinsäuger finden hier keinen Unterschlupf. Auch Reptilien, die Wärme eigentlich lieben, fühlen sich auf diesen monotonen Flächen nicht wohl. In einigen Fällen werden zur Bekämpfung ungebetener Pflänzchen sogar Pestizide eingesetzt. Diese Gifte töten endgültig alles Leben auf der Fläche und im Boden.

Bodenzerstörung und Starkregen

Eine Kiesfläche vor dem Haus bewirkt also lediglich, dass es heiß, stickig, staubig, laut, anstrengend und teuer wird und keine Tiere mehr den Garten besuchen. Und regnet es einmal stark, wie es in Zukunft häufiger vorkommen kann, steht das Wasser im Schotterbeet, weil es durch den verdichteten Boden nicht abfließen kann. Schließlich nimmt ein Boden je nach Art bis zu 200 Liter Niederschlag pro Kubikmeter auf. Dieses Wasser landet nun in Kellern, der übervollen Kanalisation und am Ende vollkommen verdreckt in Flüssen und Bächen, statt gefiltert im Grundwasser. 

Mancherorts fallen Versiegelungsgebühren an

Schottergärten werden von manchen Kommunen als teil- beziehungsweise vollversiegelt eingestuft. Je nach Abdichtung nach unten können Gebühren für das abfließende Regenwasser anfallen. Versiegelung führt dazu, dass auch der Boden darunter leidet, denn unter den stark verdichteten Oberflächen lebt nichts mehr. Auch die Bodenfruchtbarkeit geht verloren. Diese Tatsache ist beunruhigend, verlieren wir doch deutschlandweit täglich sehr wertvollen Boden, der uns in einer Zukunft mit Ressourcenmangel und Klimawandel fehlen wird.

Optisch monoton

Ästhetisch wirken Schotterflächen monoton und zeigen wenig jahreszeitliche Aspekte oder Veränderung. Kleine Entdeckungen, leckere Früchte oder wohltuende Düfte fehlen vollkommen und so bieten die Flächen Spaziergängern und Kindern wenig Anlass zur Freude.

Gleichzeitig scheint sich im Weserbergland jedoch ein erfreulicher Trend durchzusetzen, denn in der NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland wird oft nachgefragt, wie man seinen Garten, Vorgarten oder den Balkon naturnah und pflegeleicht gestalten kann. „Die Themen Klimaschutz und Insektensterben sind in den Köpfen der Leute angekommen“ erfährt die Leiterin der Geschäftsstelle in täglichen Telefonaten aus erster Hand. „Viele Leute sind die Schottergärten leid und sie möchten wissen, was sie aktiv für den Artenschutz vor Ihrer eigenen Haustür tun können – so entstand die Idee, eine Broschüre zum Thema aufzulegen, in der die wichtigsten Informationen, Tipps und Tricks zusammengefasst sind“ berichtet Britta Raabe. „Lebendige Gärten fördern das Wohlbefinden, man fühlt sich aktiver und glücklicher: viele Menschen haben das in Zeiten von Corona sehr deutlich am eigenen Leib erfahren“. 

Pflegeleichte Vorgärten anzulegen, die wenig Arbeit und viel Freude machen, ist recht einfach: immergrüne Bodendecker und Zwergsträucher strukturieren, niedrige Stauden und Polsterpflanzen füllen die Flächen auf und sorgen mit ganzjährigem Blütenflor für ein permanentes Nahrungsangebot bei den heimischen Wildbienen. Mittelhohe Blütenstauden und Halbsträucher blühen oft zweimal, wenn sie nach der ersten Blüte zurückgeschnitten werden und Hochstauden setzen zusätzliche, optische Reize. Kommen dann noch Knollen- und Blütenpflanzen für Frühling und Herbst dazu, wie es richtig farbenfroh. Kletterpflanzen begrünen Zäune und Sichtwände, kleinwüchsige Bäume und sträucher tragen Früchte und bieten so den Singvögeln Nahrung. „Oft findet sich auch Platz für einen Blumenrasen oder eine Blüteninsel“ weiß die Naturfreundin. 

Wer dann noch eine Insektentränke baut, hat das ganze Jahr über Freude, denn auch Insekten haben Durst und leiden –wie die Vögel auch- unter Wassermangel. „Mit Kindern macht das Bauen und Beobachten besonders viel Freude“, sagt Raabe, die sich vorstellen kann, dass diese Tränke in den heutigen Zeiten eine willkommene Bastelidee für Familien mit Kindern darstellt. Das Wasser wird nicht nur als Durstlöscher, sondern auch zum Bau der Nester benötigt. Die Suche nach dem kühlen Nass gestaltet sich oft als schwierig. Ist das Wasser erst entdeckt, gilt es dort einen sicheren Landeplatz zu finden, denn die Gefahr des Ertrinkens kann die Insekten an der Wasseraufnahme hindern. 

„bee kind“: Wassertränken für Insekten zum Selbermachen

Jede dritte der hierzulande lebenden 560 Wildbienen-Arten ist laut Roter Liste gefährdet oder vom Aussterben bedroht, wie etwa die Deichhummel oder die Geflügelte Kegelbiene. 39 weitere Arten sind in Deutschland sogar ausgestorben. Der neuerlichen Hitze mit starker Wärmebelastung kann der Mensch durch Kühlung von Innenräumen, Aufenthalt an schattigen Plätzen oder durch eine erfrischende Abkühlung entgegenwirken. Doch was machen Insekten, um sich vor der Hitze zu schützen? Wenn es draußen warm ist und die Sonne scheint, brauchen nicht nur wir Menschen genug zu trinken, auch die Bienen, Wespen und Käfer benötigen dringend Wasser! Wenn kein Teich oder keine Wasserschale in der Nähe ist, kann dies tatsächlich zum Problem für Insekten werden.

Materialien:

  • eine Vogeltränke oder eine flache Schale
  • Steine und Murmeln
  • Moos oder Stöckchen
  • Wasser

Steine und Murmeln gut verteilt in die Tränke oder Schale geben und mit frischem Wasser so auffüllen, dass diese mindestens zur Hälfte aus dem Wasser schauen. Dazwischen und vor allem am Rand der Tränke noch etwas Moos oder Stöckchen verteilen, damit die Insekten ausreichend Flächen vorfinden, um sich niederlassen zu können und gefahrlos an das Wasser zu gelangen. Fertig! Das Wasser sollte in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden, damit sich keine Krankheitserreger ausbreiten. 

Britta Raabe hält für alle Naturfreunde ein Informationspaket zum Thema bereit, welches die ausführliche Infobroschüren „naturnahe Vorgärten“ und „Gartenträume“ sowie zwei kleine Flyer zum Thema „ökologisch Gärtnern“ enthält. Auf Nachfrage ist das Infopaket zum Selbstkostenpreis unter 05724 – 3 99 41 18 erhältlich. „Und ein paar extra Tipps gibt es telefonisch immer dazu“, lacht Raabe.

Foto: Andrea Goike

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