Was für ein Dilemma: Sportliches Vorbild für interkommunale Zusammenarbeit wird benachteiligt
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Sonntag, 05. Juli 2020 09:42
Lauenförde-Beverungen (TKu). Was für ein Dilemma: Vereinsmitglied Silas Kiepsch vom FC Blau-Weiß Weser ist auf den Rollstuhl angewiesen. Das Vereinsheim des FC auf niedersächsischer Seite lässt es nicht zu, das der junge Mann die Toilette besuchen kann. Die sanitären Einrichtungen sind mehr als 70 Jahre alt und in die Jahre gekommen. Es ist eng, sehr eng. Es ist so eng, dass es Silas Kiepsch mit seinem Rollstuhl nicht einmal bis zur Eingangstüre der Herren-Toilette schafft, die ohnehin nicht barrierefrei ist. Ein Umbau der Toilettenanlage soll etwa 19.000 Euro kosten, was das Budget des Sportvereins übersteigt. Mit der NRW Sportförderung „Sportstätten 2022“ wäre das Problem gelöst. Der Verein „FC Blau-Weiß Weser“ ist Mitglied im Kreissportbund Höxter und auf beiden Seiten der Weser in NRW und Niedersachsen aktiv. 2013 haben die Ursprungsvereine VFB 20 Beverungen und der SC Lauenförde fusioniert. Der Verein, der über Nordrhein-Westfalen gemeldet und Mitglied im Kreissportbund ist, habe Anspruch auf Fördergelder aus dieser NRW-Sportförderung, die aber laut der Verantwortlichen vom KSB nicht für das Vereinsheim auf niedersächsischer Seite gewährt werden. Es sei ein „Hin- und Her, quasi ein wirkliches Dilemma“, so Vorstandsmitglied Bernd Hake, der für die Fördergelder im Verein zuständig ist. Keiner fühle sich zuständig auf beiden Seiten der Weser, dabei ist das fusionierte Vereinsprojekt nahezu ein wirkliches Vorbild für „interkommunale“ Zusammenarbeit, so Bernd Hake.
Die Enttäuschung ist groß und sitzt tief, meint auch der Vorsitzende des FC Blau-Weiß Weser, Matthias Bergmann. Wenn die übergeordneten Sport-Dachverbände schon nicht unterstützen, so setzen die Verantwortlichen nun auf die Politik und evtl. auf Sponsoren, die den FC Blau-Weiß Weser in dieser Angelegenheit unterstützen würden. Aber muss das sein, wo doch ein 300 Millionen Förderprogramm der NRW-Landesregierung extra für solche in die Jahre gekommene Sportstätten aufgelegt worden ist? Heruntergebrochen auf die Stadt Beverungen ergibt das 300.000 Euro für alle Vereine im Stadtgebiet. Antragsteller sind die Vereine und nicht die Kommunen. Insofern warte man bei FC sehnlichst auf eine Förderzusage für die Renovierung der Toilettenanlage im Sportheim Lauenförde, so Bernd Hake vom Vereinsvorstand.
Kurz zur Historie: Der FC BIau-Weiß Weser hat nach Teilnahme an lnformationsveranstaltungen des Kreissportbunds Höxter am Tag der Öffnung des Onlineportals der NRW-Staatskanzlei den Antrag auf Förderung für die Renovierung, Verlegung und Neugestaltung für die nicht mehr zeitgemäße Toilettenanlage im Sportheim Lauenförde gestellt. Die Toilettenanlage im Vereinsheim wurde vor mehr als 70 Jahren istalliert. Trotz mehrfacher An- und Umbauten merke man dem Gebäude sein Alter nun mal an, so Hake. Bereits bei der Jahreshauptversammlung des damaligen SC Lauenförde 2008 stand die Renovierung der Toilettenanlage auf der Agenda, wurde aber aus finanziellen Gründen immer wieder verschoben. Die geplanten Aufwendungen für die behindertengerechte Toilettenanlage wurden mit 15.658 Euro plus Eigenleistungen in Höhe von 3.220 Euro ermittelt. Um Prioritäten bei der Entscheidung über die Fördermaßnahmen setzen zu können, wurde versucht, die Frage bei der Staatskanzlei in Düsseldorf zu klären. Nach telefonischer Auskunft der Staatskanzlei Düsseldorf sei der Sitz des Vereins entscheidend und das ist nun mal Beverungen. Damit wähnte man sich auf der sicheren Seite und beantragte hierfür Fördermittel, erklärte Hake. Das im Eigentum stehende Vereinsheim gehöre zum Vermögen des FC BIau-Weiß Weser mit Sitz in Beverungen und mit Eintragung im Vereinsregister beim AG Paderborn. Dennoch wurde dem FC Blau-Weiß Weser durch den Kreissportbund Höxter in einer Kurznotiz mitgeteilt: ”Die Sportstätte liegt in Niedersachsen, deshalb ist der Förderantrag abgelehnt”. Die Entscheidung fand beim Vorstand des Vereins keinerlei Verständnis.
Die Begründung des Entscheidungsgremiums, dem Vertreter verschiedener Sportverbände aus dem Kreis angehören, könne nicht nachvollzogen werden. Der Verein erfülle die Bedingung in den NRW-Förderrichtlinien! Eine Förderung durch die Landesregierung Niedersachsens würde hingegen an der fehlenden Mitgliedschaft in einem Kreissportbund von Niedersachsen scheitern, sagte Bernd Hake. So werde der über die Weser und Landesgrenze bestehende Verein, was wohl in Deutschland einmalig sein dürfte, für sein grenzenloses Engagement bestraft. Die zweite beantragte Maßnahme des Vereins, eine Erweiterung und Umstellung der Flutlichtanlage des Kleinspielfeldes (Trainingsplatz) im Beverstadion wurde hingegen mit 28.000 Euro Förderung in Aussicht gestellt. Unter Berücksichtigung von Eigenleistungen in Höhe von 8.000 Euro könne der Verein die bisher aus zwei einseitig angebrachten Halogenstrahlern bestehende Anlage um zwei weitere Masten auf der Gegenseite ergänzen und auch noch auf LED-Technik umstellen.
Fotos: Thomas Kube