Mit neuer Sporthalle der PGS kommt Bewegung in kommunale Architektur
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Dienstag, 13. April 2021 11:24
Dassel (red). Die Paul-Gerhardt-Schule in Dassel trägt den Titel „Umweltschule in Europa“. Es war daher naheliegend, den Neubau der Sporthalle in Holzbauweise zu realisieren. Rubner Holzbau Augsburg zeichnet für die technische Umsetzung verantwortlich. Seit Ende 2020 bietet die Zweifeldsporthalle mit Tribünen und Nebenräumen ausreichend Platz für den Sportunterricht, Gottesdienste und außerschulische Veranstaltungen.
Im evangelischen Gymnasium, der Paul-Gerhardt-Schule (PGS) in Dassel, schwärmen nicht nur rund 800 Schülerinnen und Schüler über den großzügig angelegten Campus. Auch mehr als insgesamt 150.000 Bienen der drei am Schulgelände angesiedelten Bienenvölker sammeln fleißig Pollen für die Produktion des schuleigenen Honigs. Dieses und weitere Projekte sind die Grundlage dafür, dass die PGS wiederholt als „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet wurde. Dazu passt (ebenfalls) ausgezeichnet, dass der Siegerentwurf von MOSAIK Architekten aus Hannover für die Errichtung der neuen Sport- und Veranstaltungshalle die Umsetzung in Holzbauweise vorgesehen hat. Der Bauherr, das Schulwerk der ev.-luth. Landeskirche Hannover, hat diesen Input gerne aufgegriffen und war von Anfang an sowohl von der hohen Energieeffizienz des Gebäudes als auch dem Konzept der Nachhaltigkeit überzeugt.
Bewusstseinsbildung
Andreas Fischer, Geschäftsführer Rubner Holzbau Augsburg, ist sichtlich stolz auf ein weiteres erfolgreich umgesetztes Projekt im Schulbereich: „Der konstruktive Holzbau ist nun auch bei institutionellen Entscheidungsträgern angekommen. Erfreulicherweise werden die Vorteile dieser Bauweise immer öfter erkannt – und anschließend realisiert. Mit dem Neubau dieser Sporthalle lernen auch die Schülerinnen und Schüler der Paul-Gerhardt-Schule die Möglichkeiten des nachhaltigen Werkstoffs Holz kennen. Indirekt erfüllt dieses Objekt also einen wertvollen Aufklärungs- und Bildungsauftrag.“
Im Einklang mit dem Umfeld
Der Neubau der Sporthalle versteht sich als konsequente Erweiterung des Bestandsgebäudes aus den 1950er-Jahren und einer bereits realisierten Schulhauserweiterung. Gleichzeitig vermittelt der zweigeschossige Zubau mit Geräteraum und Umkleidetrakt zwischen den beiden Ebenen des Hanggrundstücks. Die Fassade des in Holzbauweise errichteten Zubaus ist bewusst zurückhaltend gestaltet, sie orientiert sich an der bereits vorvergrauten Schalung des Schulgebäudes. Im Inneren der Halle herrschen hingegen helle, naturbelassene Farben, Holzoberfläche, hellgrünes Trapezblech als Deckenverkleidung und jede Menge natürliches Tageslicht vor – dafür wurden rund 230 m2 Holz-Glas-Fassade verbaut.
Zahlen und Daten
Die Kennzahlen der neuen Zweifeld-Halle können sich sehen lassen: Die Grundfläche misst rund 1.740 m2, davon entfallen ca. 1.000 m2 auf den Hallenraum mit seinen zwei nebeneinanderliegenden Spielfeldern. Mit einer lichten Höhe von sieben Metern ergibt sich eine Gesamtkubatur von 15.500 m3, ausreichend Raum für Sportarten, in denen nicht nur die Emotionen, sondern auch die Bälle hochgehen. Für die gesamte Gebäudehülle wurden 2.175 m2 Wand- und 1.757 m2 Dachfläche realisiert. Für die Fassadenbekleidung wurden 1.375 m2 Douglasie verarbeitet. Zu den wichtigsten Elementen im Inneren der Halle zählen die beiden ausziehbaren Tribünen, einmal mit rund 60 Plätzen für die Zuschauer der regelmäßig stattfindenden Handballspiele, einmal mit 300 Plätzen für die Besucher der Gottesdienste. Darüber hinaus verfügt die Sporthalle über eine Kletterwand, einen weiteren Unterrichtsraum sowie einen mit Küchenzeile ausgestatteten Seminarraum, der als Vereinsraum für außerschulische Aktivitäten dient. Mit der Installation eines Aufzugs wurde sichergestellt, dass der Zubau über alle Etagen barrierefrei erschlossen und zugänglich ist – ein Muss, gerade für eine Schule in kirchlicher Trägerschaft, die sich auch der Inklusion verschrieben hat.
Beeindruckende Spannweiten
Die technischen Herausforderungen liegen in der außergewöhnlichen Spannweite der Trägerelemente für das Hallendach. Die Leimbinder aus Brettschichtholz, die beide Sportflächen und Tribünen überspannen, messen 1,80 Meter Höhe und außergewöhnlicher 27 Meter Länge – durchaus eine Herausforderung für den Transport von der Fertigung aus dem Rubner-Werk in Ober-Grafendorf nach Niedersachsen. Gleiches gilt für die aus Brettsperrholz gefertigten Innen- und Außenwände, die wiederum aus der Produktion in Brixen nach Dassel transportiert werden mussten.
(fast) ausgezeichnete Nachhaltigkeit
Magnus Birkmeir, zuständiger Projektleiter Rubner Holzbau Augsburg, erklärt dazu: „Die Produktion und der Transport solcher Holzbauteile verursachen gesamtheitlich betrachtet deutlich geringere Treibhausgasemissionen als die Produktion und der Transport mineralischer Baustoffe.“ Diese Eigenschaft der Holzbauweise und die Tatsache, dass Holz als nachwachsender Baustoff über seine gesamte Nutzungsdauer auch CO2 speichert, war ausschlaggebend dafür, dass die neue PGS-Sporthalle auch in die engere Wahl für den Holzbaupreis des Bundeslands Niedersachsen 2020 kam.
Fertigstellung: 2020
Bauherr: Ev.-luth. Landeskirche Hannovers (DE)
Architekten: MOSAIK architekten, Hannover (DE)
Tragwerksplanung: Sellmann Ingenieure, Hannover (DE)
Holz-Glas-Fassade: 224 m2
Fassadenbekleidung: 1.375 m2 aus Douglasie
Brettschichtholz: 91 m3 in Fichte für bis zu 27 m lange Leimbinder
Brettsperrholz: 163 m3 für Decken, 189 m3 für Wände
Wandfläche: 2.175 m2
Dachfläche: 1.757 m2
Foto: PGS Dassel