„Lost-Place-Deal“ geplatzt: Versteckt gelegenes Naturparadies nicht nur für Fledermäuse
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Donnerstag, 27. Mai 2021 19:15
Albaxen (TKu). „Lost-Place-Deal“ geplatzt: Mitten in einem kleinen Landschaftsschutzgebiet zwischen Holzminden und Höxter nahe Albaxen liegt unser aktueller „Lost Place“, die Gebäude an der Nachtigall Nummer 4-8 mit Biotop und Wald. Die Gebäude und das insgesamt fast 48.000 Quadratmeter große Areal sollten eigentlich am 18. Juni 2021 zwangsversteigert werden. Das Interesse war groß. Es haben sich viele Bieter, insbesondere Naturschutzfreunde, gemeldet und Interesse bekundet. Nun wurde der Termin für die Zwangsversteigerung aber gekippt, wie am vergangenen Mittwochabend bekannt geworden ist. Die Versteigerung sei nun nicht mehr notwendig, betont ein Sprecher des Amtsgerichts Höxter. Inzwischen sei Geld an den Gläubiger, die Stadt Höxter, gezahlt worden, hieß es. Über die Höhe der geflossenen Summe ist jedoch nichts bekannt. Laut dem städtischen Pressesprecher Markus Finger sei eine Einigung zur Begleichung der Schulden, bei denen es sich um rückständige Grundbesitzabgaben handelt, erzielt worden.
Das bewaldete, nur zum Teil eingezäunte Grundstück mit teilweise steiler Hanglage befindet sich zwischen der Tonenburg Albaxen und dem denkmalgeschützten Haus Nachtigall. Von 1795 bis 1923 wurden auf dem Areal sowohl Braunkohle wie auch Ton unter Tage abgebaut. Die Zeche gehörte zuletzt zu den Alkaliwerken Ronnenberg. Die Stolleneingänge wurden verschüttet, zugemauert und renaturiert. Mitten auf dem Grundstück, zugewachsen und verlassen, aber von der B64/83 einsehbar, befindet sich ein ehemaliges Wohnhaus mit großer Garage und Terrasse mit Weserblick. Die Gebäude mit asphaltierter Zufahrt von der B 64/83 aus dienten ursprünglich dem Betrieb der Albaxer Ziegelei für den Ton-Abbau als Wohn- und Betriebsgebäude. Das Grundstück und das Gebäude nebst Garage gehörte zu dem im Jahre 2011 geschlossenen Ziegelwerk Buch GmbH & Co. KG in Albaxen mit Geschäftsführer Robert Buch an der Spitze. 1895 gründete sein Vorfahre Johann Buch eine Feldbrandziegelei, die 1903 als Unternehmen in das Handelsregister eingetragen wurde. Am 8. August 2011 meldete das Ziegelwerk Buch an der Hansastraße in Albaxen die Insolvenz an. Altlasten prägen diesen „Lost Place“, den sich die Natur mehr und mehr zurück holt. Zwischenzeitlich nutzten auch Künstlerinnen und Künstler das große Wohnhaus als Atelier.
Seit mehr als 15 Jahren werden die Gebäude und Garagen nicht mehr genutzt und instand gehalten. Sie sind zum Teil bis unter das Dach zugewachsen. Eine Gebäudesanierung käme laut einem Gutachten, das für die inzwischen abgesagte Zwangsversteigerung erstellt worden ist, allerdings einem Neubau gleich. Laut diesem Gutachten sei die bauliche Wiedernutzung auch durch erhebliche Einschränkungen unterworfen, was an der Einstufung als Landschaftsschutzgebiet und Kernfläche eines Biotop-Verbundes läge. Somit dürften die Flächen zukünftig nur rein land- und forstwirtschaftlich zu nutzen sein. Aufgrund der Bodengüte, der Topographie und insbesondere auch der Einschränkungen durch den Naturschutz ist eine wirtschaftliche Nutzung nahezu ausgeschlossen. Das Grundstück besteht zumeist aus einer Waldfläche, die sich von der B64/83 über einen Steilhang in Richtung Weser erstreckt, aus Buschland, kleineren Wiesenflächen, einem Höhlensystem und einem 4000m² großen Feuchtbiotop. Das Höhlensystem beherbergt seltene Fledermausarten. Laut Burkhard Beinlich vom Naturkundlichen Verein Egge-Weser sollen in dem Höhlensystem Mausohrfledermäuse und Zwergfledermäuse einen Lebensraum gefunden haben. Der Naturverein habe aus diesem Grund effektiv mit dem bisherigen Besitzer zusammengearbeitet. Der Besitzer habe laut Beinlich stets ein großes Verständnis für die Belange des Naturschutzes gehabt und sich dazu beraten lassen. Der Besitzer leiste damit einen erheblichen Beitrag für den Naturschutz.
Fotos: Thomas Kube