Trotz Corona in die Ausbildung investieren: Was wäre das Handwerk ohne Nachwuchs?
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- Kategorie: Wirtschaft
- Veröffentlicht: Montag, 25. Mai 2020 10:50
Niedersachsen (red). Die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen ruft dazu auf, trotz der Corona-Pandemie an die Ausbildung junger Menschen zu denken. „Das Thema ist in den vergangenen Wochen in den Hintergrund gerückt. Mit Zunahme der Lockerungen und der schrittweisen Rückkehr zur Normalität, muss es jedoch ganz klar wieder in den Vordergrund gestellt werden“, betont Präsident Delfino Roman. Denn die betriebliche Ausbildung sei gerade im Handwerk der Schlüssel für die zukünftige Fachkräftesicherung. Es zahle sich aus, wenn Betriebe trotz der aktuellen Lage in die Ausbildung investierten. „Auszubildende sind schließlich die Fachkräfte von morgen. Kein Mitarbeiter kann den betrieblichen Anforderungen so gut entsprechen, wie der selbst ausgebildete“, erklärt Roman.
Nach aktueller Meldung verzeichnet die Lehrlingsrolle der Handwerkskammer ein Minus bei den Eintragungen der neu abgeschlossenen Verträge für den Ausbildungsstart 2020. Ende April waren es 19 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. „Aber für das Handwerk ist das noch ein sehr früher Zeitpunkt“, so Roman. Viele Betriebe sind durch die coronabedingte, wirtschaftliche Entwicklung verunsichert. Eine Personalplanung für die Zukunft empfinden sie unter diesen Umständen als besonders schwierig. Das Ergebnis zeigt eine aktuelle, bundesweite Umfrage des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH). Zwar planen fast 45 Prozent der befragten Betriebe, für das kommende Jahr genauso viele oder sogar mehr Lehrlinge einzustellen wie im Vorjahr. Aber auch rund ein Viertel überlegt, sich aus der Ausbildung zurückzuziehen.
Hilfreich kann ein klares Signal aus der Politik an die Ausbildungsbetriebe sein. Bereits in der Herbstvollversammlung 2019 forderte die Handwerkskammer eine deutliche Entlastung der Ausbildungsbetriebe von den Kosten der Ãœberbetrieblichen Lehrlingsunterweisung. „Seit einiger Zeit zahlen Betriebe weitaus mehr als ein Drittel der Kosten des Ãœberbetrieblichen Unterrichts – es sind bis zu 69 Prozent. Die Zusage der Politik, die übrigen zwei Drittel landes- und bundesseitig zu finanzieren, geht aufgrund veralteter Berechnungsgrundlagen nicht mehr auf“, sagt Roman. In Bayern hat die Landesregierung ein Paket in Höhe von 4,3 Millionen Euro zur Entlastung der Betriebe von den Ausbildungskosten geschnürt, indem das Arbeitsministerium den kompletten Eigenanteil der Ausbildungsbetriebe übernimmt, den diese sonst selbst tragen müssten. „Es ist jetzt wichtiger denn je, ausbildende Handwerksbetriebe auch in Niedersachsen zu entlasten. Wir müssen noch heute die Weichen für die Zeit nach Corona stellen“, so der Präsident weiter. In diesem Zusammenhang erarbeiten alle niedersächsischen Handwerkskammern derzeit ein politisches Bildungspositionspapier, mit Maßnahmen zur Sicherung der Dualen Ausbildung im Handwerk.Â
Die Ausbildungsberater der Handwerkskammer beraten Betriebe in allen Ausbildungsfragen vom Vertrag bis zur Prüfung. Sie informieren über die Voraussetzungen für die Ausbildung, über Ausbildungsinhalte und -anforderungen, über rechtliche und organisatorische Fragen und unterstützen Betrieb und Lehrlinge, wenn der Ausbildungserfolg einmal ausbleiben sollte oder sich Probleme entwickeln.Â
HWK-Kontakt zur Ausbildung im Handwerk: Ausbildungsberater Burkhard Ernst, 05121 162-128, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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