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Freitag, 22. Februar 2019 08:32 Uhr

155 Datenträger verschwunden: Missbrauchsskandal von Lügde entwickelt sich zum Polizeiskandal 155 Datenträger verschwunden: Missbrauchsskandal von Lügde entwickelt sich zum Polizeiskandal

Lügde (red). Im Kinder-Missbrauchsfall von Lügde-Elbrinxen sind Beweisstücke verschwunden. Ein Koffer und eine Hülle mit etwa 155 Datenträgern würden laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bereits seit mehreren Wochen in der Kreispolizeibehörde Lippe vermisst. Reul sei fassungslos und sprach in einer eilig anberaumten Pressekonferenz in Düsseldorf am Donnerstag von Schlamperei und Polizeiversagen. Aus diesem Grund setzte er ein vierköpfiges Team aus Sonderermittlern auf den Fall an, wie er auf der Pressekonferenz bekannt gab. „Die Beamten lassen keinen Stein auf dem anderen“, erklärte Reul.

Die Ermittlungen wurden bereits wegen der Größe des Falls dem Polizeipräsidium Bielefeld übertragen. Auf den verschwundenen Datenträgern würden sich Musik, Filme und Fotos von Jungen und Mädchen befinden. Es gehe unter anderem um Tauchaufnahmen. Ob sich auf den Datenträgern mit einer Größe von 0,7 Terabyte auch kinderpornografisches Material befunden hat, sei unklar. Sämtliche Datenträger seien bereits gesichtet worden, allerdings wären laut Reul nur drei davon gesichert worden. Der Raum, wo die Beweismittel gelagert waren, wäre nicht wie vorgeschrieben gesichert gewesen, berichtet das Landeskriminalamt. Dabei handelt es sich um einen Spezialraum mit Spezialrechnern für die Auswertung von Film- und Fotomaterial des Kriminalkommissariats. Der Polizeibeamte, der das Material gesichtet habe, sei dafür auch nicht ausreichend qualifiziert gewesen.

Am 20. Dezember sind die Asservate zuletzt gesehen worden, dessen Verlust wurde aber erst am 30. Januar bemerkt. Im Zuge der Ermittlungen ist ein insgesamtes Datenvolumen von rund 14 Terabyte sichergestellt worden. Drei Männer sitzen derzeit in Untersuchungshaft, darunter der mutmaßliche Haupttäter Andreas V.. Seit 2008 soll er immer wieder Kinder missbraucht haben, darunter auch seine inzwischen acht Jahre alte Pflegetochter. Die Polizei geht von mindestens 31 Opfern und tausend Einzeltaten aus. Weiterhin sitzen ein 33-jähriger Steinheimer, der ebenfalls Kinder missbraucht haben soll, und ein 48-Jähriger aus Stade, der den Missbrauch per Live-Chat verfolgt haben soll, in Untersuchungshaft. Drei weitere Verdächtige könnten ihnen geholfen haben, darunter zwei Polizisten. Es werde genau geprüft, ob die Polizisten die Tatverdächtigen möglicherweise persönlich kannten.

Bereits 2016 sollen zwei Hinweise auf sexuellen Missbrauch bei der Polizei Lippe eingegangen sein. Nach Telefongesprächen mit den Zeugen leiteten die Beamten die Hinweise an das Jugendamt weiter. Weitere Schritte blieben aber aus. Ermittelt wird deshalb auch gegen Mitarbeiter der Jugendämter Hameln-Pyrmont und Lippe. Dabei gehe es um die Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht. Am Dienstag räumte der Hamelner Landrat Tjark Bartels ein, dass der Leiter des Jugendamtes nach der Verhaftung des Hauptverdächtigen im Missbrauchsfall die Akten nachträglich manipuliert hatte. Der Jugendamtsleiter wurde vom Dienst freigestellt.

Foto: red

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