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Samstag, 21.12.2024
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Freitag, 26. März 2021 11:25 Uhr

Polizei stellt Kriminalstatistik für 2020 vor: Aufklärungsquote zum dritten Mal in Folge gestiegen Polizei stellt Kriminalstatistik für 2020 vor: Aufklärungsquote zum dritten Mal in Folge gestiegen

Hameln/Holzminden (red). Der Leiter der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden, Polizeidirektor Matthias Kinzel, und der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Polizeioberrat Heiko Heimann, gaben am 26. März die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 ihrer Inspektion bekannt. 

Die wesentlichen Kernaussagen zur PKS 2020 lassen sich folgend zusammenfassen: - Höchste Aufklärungsquote aller Inspektionen innerhalb des Landes Niedersachsen - Die Corona-Pandemie sorgt in bestimmten Delikts- und Phänomenbereichen für signifikante Kriminalitätsveränderungen - Verlagerung von Kriminalität in den virtuellen Raum (Online Anzeigen, Betrugsdelikte) - Erneuter Rückgang der registrierten Straftaten -auch pandemiebedingt- bei gleichzeitiger wiederholter Steigerung der Aufklärungsquote - Rückgang von Rohheitsdelikten, aber Zuwachs bei Häuslicher Gewalt - Deutliche Zunahme von ermittelten Fällen der Betäubungsmittelkriminalität - Leichter Rückgang bei der Kinder- und Jugendkriminalität - Tiefststand bei den Eigentumsdelikten (pandemiebedingt / Wegfall von Tatgelegenheiten) 

Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten in der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden sank von 11.363 auf 11.226 Fälle, ein leichter Rückgang um 1,21%.

"Mit einer Aufklärungsquote von 74,39% liegen wir 10,11% über dem Landesdurchschnitt und sind damit die Inspektion mit der höchsten Aufklärungsquote innerhalb Niedersachsens." kommentierte der PI-Leiter den Spitzenwert. "Die Aufklärungsquote (AQ) nur für den Bereich des Landkreises Hameln-Pyrmont lag sogar noch etwas höher, bei hervorragenden 75,15%." führte Kinzel weiter aus. 

"Auch das Sicherheitsniveau innerhalb unserer Inspektion liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt." so der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes (LZKD). Das gibt die sogenannte Häufigkeitszahl (HZ) als bundesweit bedeutende Kennzahl zur objektiven Messbarkeit der Sicherheit bzw. der Kriminalitätsbelastung wieder. Es handelt sich hierbei um die Anzahl der registrierten Straftaten theoretisch hochgerechnet auf 100.000 Einwohner/-innen. "Mit einer Häufigkeitszahl von 5.304 (2019: 5.404, 2018: 5.642) liegt die Kriminalitätsbelastung im Landkreis Hameln-Pyrmont gegenüber den Vorjahren deutlich unter dem niedersächsischen Landeswert von 6.219 (LK Holzminden sogar 4.750). Damit ist das Weserbergland mit beiden Landkreisen eine der sichersten Regionen Niedersachsens." 

Die Deliktgruppen setzen sich 2020 prozentual wie folgt zusammen: 

Eigentumsdelikte (23,79%): Im Bereich der Eigentumsdelikte ist erneut ein positiver Abwärtstrend (- 2,88%) zu verzeichnen. Mit insgesamt 23,79% machen der einfache und der schwere Diebstahl die größte Deliktsgruppe aus. Die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich sanken 2020 um 360 Taten (-11,87%), was u.a. an den zurzeit in Haft befindlichen örtlichen Tätern sowie der Ermittlung von Serientätern lag. Aber auch die Pandemie spielte dabei eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Aufgrund von Corona blieben die reisenden Täter aus, zudem ergaben sich durch den Lockdown deutlich weniger Gelegenheiten zur Begehung von Straftaten. Die AQ liegt bei 44,78% und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 2,68% gestiegen. Im Deliktsbereich Wohnungseinbruchdiebstahl (WED) und Tageswohnungseinbruch (TWE) gingen die Fallzahlen um 37 Taten zurück (-19,37%). Trotz dieses Rückgangs konnte die AQ um 2,43% gesteigert werden und beträgt damit 23,38%. "Die Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden unternimmt kontinuierlich Anstrengungen, um das Phänomen des WED/TWE noch weiter zurückzudrängen. Im vergangenen Jahr konnten bedingt durch Corona leider nur sechs sog. "TWE/WED-Kontrolltage" durchgeführt werden, das Ergebnis konnte sich allerdings sehen lassen. Insgesamt wurden 389 Fahrzeuge und 515 Personen kontrolliert. Bei weiteren 150 Präventionsstreifen wurden weitere 647 Fahrzeuge und 867 Personen kontrolliert." so der Polizeioberrat. 

Rohheitsdelikte (17,91%): Rohheitsdelikte (Körperverletzungs-, Raub- und Freiheitsdelikte) machen innerhalb aller Deliktsgruppen einen Anteil von 17,91% aus. Nach einem leichten Anstieg in 2019 (2.046) gab es 2020 (2.011) 35 Taten weniger zu verzeichnen (-1,71%). Die AQ im Bereich der Rohheitsdelikte liegt bei guten 93,73%. Mitte letzten Jahres wurde bereits darüber spekuliert, ob die Gewalt im familiären Umfeld, die sog. Häusliche Gewalt (HG) pandemiebedingt zunehmen wird. Dieses lässt sich eindeutig bejahen. Bis zum 31.12.2020 wurden insgesamt 633 Taten angezeigt. Ein Plus von 79 Straftaten. In einem Fall steigerte sich die Gewalt sogar derart, dass am Ende eine junge Frau Opfer eines sog. Femizides wurde. Damit folgt die Statistik 2020 dem Trend der Vorjahre, die besagt, dass die Fallzahlen im Bereich HG kontinuierlich steigen. Daraus resultierend fördern bzw. intensivieren wir auf PI-Ebene die Netzwerkarbeit zu den Frauenhäusern und der BISS, durch Gründung des sog. "Kompetenz-Team HG". Darüber hinaus wird es zukünftig behördenübergreifende Fallkonferenzen in Hochrisikofällen geben. "Die Zahl der Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt steigt seit Jahren kontinuierlich und hat 2020 mit 3.346 Fällen den höchsten Wert im Zehn-Jahres-Vergleich erreicht. Ob die gestiegenen Fallzahlen auf die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Rückzug ins Private zurückzuführen sind, lässt sich für den Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen nicht zweifelsfrei belegen. Dies bedarf einer intensiveren Befassung, wie sie gerade im Zuge einer Dunkelfeldstudie vorgenommen wird. Wie wichtig digitale Angebote auch bei uns als Polizei sind, zeigt die Bilanz der Online-Wache im Kontext der häuslichen Gewalt: Mehr als 100 Anzeigen sind im vergangenen Jahr online bei der Polizei eingegangen - 2019 waren es lediglich 24 Fälle. Vor dem Hintergrund steigender Fallzahlen wird neben der konsequenten Strafverfolgung dieser Taten die Abwehr von Gefahren und der Schutz der Opfer auch in Zukunft weiterhin ein besonderer Schwerpunkt in unserer Arbeit sein." so die Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen, Gwendolin von der Osten. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (2,28%): Im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 52 Straftaten weniger registriert als 2019. Ein Rückgang von 16,88% entspricht in der Gesamtanzahl wieder dem Niveau der Vorjahre (AQ 94,92%). Das Verbreiten von pornografischen Bilddateien innerhalb von Klassenchats war 2019 ursächlich für den exponentiellen Anstieg dieser Fälle. 

Straftaten gegen das Leben (0,18%): Die Straftaten gegen das Leben (20) machen einen prozentualen Gesamtanteil von 0,18% aus. Das ist eine Zunahme von 0,07% im Vergleich zum Vorjahr. Die AQ liegt bei 95,00%. Dabei waren der Femizid in Hämelschenburg (siehe Rohheitsdelikte) und der Mord an dem Rentner Walter S. in Fischbeck die beiden einzigen Tötungsdelikte in 2020. Der Fischbeck-Mord wurde Anfang 2021 sogar als Beitrag bei "Aktenzeichen XY ungelöst" gezeigt, da der Täter bis dato nicht ermittelt werden konnte. Durch den Fernsehbeitrag haben sich neue Ermittlungsansätze ergeben, denen derzeit noch nachgegangen wird. Dazu Heiko Heimann: "Wir sind zuversichtlich, dass wir auch diesen Täter überführen werden!" Vermögens- und Fälschungsdelikte (17,13%): Der Gesamtanteil aller Straftaten im Deliktsbereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr (17,63%) nahezu unverändert. Es wurden 1.923 Straftaten registriert, das sind 81 weniger als 2019 (2.004), ein Rückgang um 4,04%. Die AQ ist um 0,83% auf 83,46% gestiegen. 

Sonstige Straftatbestände (23,12%): Darunter fallen Straftaten wie z.B. Erpressung, Widerstand, Hausfriedensbruch, Vortäuschen von Straftaten, Hehlerei, Brandstiftung, Sachbeschädigung, Ausspähen von Daten, etc. Die AQ liegt hier bei konstanten 66,17% (66,74% 2019). 

Strafrechtliche Nebengesetze (15,59%): Strafrechtliche Nebengesetze sind u.a. Verstöße gegen das Kunsturheberrechtsgesetz, Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und das Freizügigkeitsgesetz etc. sowie Betäubungsmittelkriminalität, die mit 13,27% den größten Anteil an den 15,59% dieser Deliktsgruppe ausmacht. Hier erfolgte eine Zunahme um 434 Taten auf 1490, ein Plus von 41,10%. Allein 352 dieser 434 Taten begründen sich aus mehreren Großverfahren im Bereich des § 29 BtMG. Die AQ im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität liegt bei starken 96,34%. 

Jugendkriminalität: Die Jugendkriminalität 2020 ist deutlich rückläufig. In diesem Bereich ist ein Minus von 228 Taten zu verzeichnen. Hier ist ein klarer Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Schließung der Schulen erkennbar. - Straftaten gegen die sex. Selbstbestimmung: -3,86% - Rohheitsdelikte: -2,95% - einfacher Diebstahl: -4,73% - schwerer Diebstahl: -1,08% - Vermögens-/Fälschungsdelikte: +2,54% - sonstige Delikte (StGB): +0,27% - sonstige Delikte (Nebengesetze): +7,37% Straftaten zum Nachteil älterer Menschen: Bereits 2019 war ein deutlicher Anstieg im Bereich der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen zu verzeichnen (526 Taten - 407 vollendet; 119 versucht). Seinerzeit war in diesem Phänomenbereich ein Gesamtschaden in Höhe von 714.917 Euro entstanden. Neben Diebstählen beim Einkaufen und Straftaten in der Pflege waren es vor allem Anrufe falscher Polizeibeamter, der Enkeltrick und das Gewinnversprechen mit dem die Opfer geschädigt wurden. 2020 gab es erneut einen deutlichen Anstieg um 267 auf 793 Taten. Erfreulich dabei ist jedoch, dass sich die vollendeten Taten um knapp 100 Fälle verringert und sich die erfolglosen Versuche vervierfacht haben. Der Schaden beläuft sich 2020 auf 614.256 Euro. Den größten Teil des Schadens verursachten dabei das Auftreten Falscher Polizeibeamter bzw. der Enkeltrick. Das Präventionsteam unserer Inspektion, unter der Leitung von Kriminalhauptkommissarin Monika Schurm, wie auch unsere Pressestelle betreiben regelmäßig Aufklärung in diesem Phänomenbereich, zudem wird eng mit den Banken/Kreditinstituten zusammengearbeitet, was der Grund dafür sein dürfte, dass es im vergangenen Jahr deutlich mehr Versuche gab, als vollendete Taten. "Gezielte Kriminalprävention mit Aufklärungskampagnen sind das probateste Mittel zur Bekämpfung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen." so Heimann. Durch das Präventionsteam der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden wurde Ende 2020 sogar eine spezielle Weihnachtspost für Bürgerinnen und Bürger Ü70 erstellt, die neben einem persönlichen Anschreiben des Inspektionsleiters u.a. die Präventions-Broschüre "Im Alter sicher leben" sowie eine Infobroschüre vom Senioren-und Pflegestützpunkt beinhaltete. Die Weihnachtspost wurde zunächst nur im Bereich der Stadt Hameln mit den dazugehörigen Ortschaften verteilt. 

Entwicklung der Onlineanzeigen: Die Möglichkeit, Strafanzeigen online zu erstatten, gibt es schon seit einigen Jahren, wurde aber, im Vergleich zur analogen Strafanzeige eher selten angenommen. Im Jahr 2020 hat sich das Anzeigeverhalten der Bürgerinnen und Bürger pandemiebedingt dahingehend deutlich verändert. Während 2019 lediglich 485 Strafanzeigen online gestellt wurden, waren es im vergangenen Jahr 1.772, das entspricht einer Steigerung um 265,36%. Bei der Betrachtung der einzelnen Deliktsbereiche sind es vor allem die Vermögens- und Fälschungsdelikte, die 2019 die Hälfte aller Anzeigen (247) ausmachten und sich im vergangenen Jahr nahezu vervierfacht haben (865). Nur die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben eine noch höhere Zunahme zu verzeichnen. In diesem Bereich hat sich die Anzahl der erstatteten Onlineanzeigen verfünffacht. Allerdings ist hier anzumerken, dass 2020 insgesamt zehn Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung angezeigt wurden, dementsprechend waren es 2019 nur zwei. In der Gesamtbetrachtung aller Onlineanzeigen machen die Vermögens- und Fälschungsdelikte (49%) sowie die sonstigen Straftatbestände, wie z.B. BtMG (27%) mehr als drei Viertel aller Onlineanzeigen aus. 

Cybercrime / Tatmittel Internet: Aufgrund der Corona Pandemie mussten alle von der Polizeiinspektion geplanten Präventionsveranstaltungen für den Bereich Cybercrime entfallen. Es erfolgten allein anlassbezogene Warn- und Sicherheitshinweise für alle Bürgerinnen und Bürger über die Social Media Plattformen der Polizei bzw. Pressemitteilungen in der örtlichen Presse zu Themen wie Phishing-Mails, Microsoft-Support und der SMS-Spam-Welle (Fake-SMS). Als herausragender Fall von Cybercrime ist der Cyberangriff auf das Unternehmen "Symrise" aus Holzminden Ende 2020 zu nennen, welches in den Medien hinlänglich thematisiert wurde. Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte und Rettungskräfte: Sowohl Widerstand gegen, als auch tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen nimmt seit Jahren zu. Allein in Niedersachsen musste im vergangenen Jahr ein Anstieg auf 3.242 Delikte festgestellt werden. Das entspricht einer Zunahme von 9,71%. Die Beamtinnen und Beamten der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden wurden 2020 in 86 Fällen Opfer von tätlichen Angriffen (+7 Taten). In 49 Fällen kam es zu Widerstandshandlungen (+ 6 Taten). "Trotz dieser negativen Entwicklung werden unsere Beamtinnen und Beamten polizeiliche Maßnahmen weiterhin konsequent, rechtlich zulässig und verhältnismäßig umsetzen. Jeder Angriff auf Polizeibeamte/-innen und Rettungskräfte / Feuerwehr stellt in meinen Augen einen Angriff auf unsere Gesellschaft und den Rechtsstaat dar, welcher konsequent bestraft werden muss. Zudem sind in der aktuellen Corona-Zeit, in der die Polizei unverzichtbare Arbeit zum Infektionsschutz leistet, Angriffe auf Einsatzkräfte explizit zu ächten und zu verfolgen." kommentiert Heimann. 

Abschließend resümiert Polizeidirektor Matthias Kinzel als Leiter der Polizeiinspektion: "Eine hohe Aufklärungsquote ist mir als Verantwortlicher für die innere Sicherheit in dieser Region natürlich wichtig, zeigt sie doch die gute Arbeit aller Beschäftigten der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden und rechtfertigt damit auch einmal mehr das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Leistungsfähigkeit ihrer Polizei. Das macht mich natürlich auch ein wenig stolz. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle aber auch, dass die PKS als Statistik mit ihren Zahlen und Prozentwerten das Leid der Opfer nicht wirklich abbilden kann, und jeder der Opfer einer Straftat geworden ist, das Zahlenwerk aufgrund eigener Betroffenheit auch anders beurteilen wird. Deswegen ist und bleibt die Reduzierung der Fallzahlen - insbesondere im Kontext der Ausübung von Gewalt - durch Repression und Prävention aber auch verstärkter Netzwerktätigkeit aller beteiligten Organisationen eines der wichtigsten Ziele unserer polizeilichen Arbeit."

Foto Polizei 

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