Die Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden gibt die Verkehrsunfallstatistik 2020 bekannt
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- Kategorie: Blaulicht
- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. April 2021 15:19
Hameln/Holzminden (red). Gesamtunfallzahl gesunken - Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden entgegen Landestrend leicht an-gestiegen - Hauptunfallursachen intensiv bekämpft.
Dem Trend der letzten Jahre folgend ist die Gesamtzahl der registrierten Verkehrsunfälle in der Polizeiinspektion (PI) Hameln-Pyrmont/Holzminden im Jahr 2020 erneut gesunken. Wermutstropfen ist dabei jedoch, dass die Verkehrsunfälle mit schwerwiegenden Personenschäden (VUSP) entgegen des Trends im Jahr 2020 leicht zugenommen haben. Bei diesen Verkehrsunfällen wurden insgesamt 183 Verkehrsteilnehmer/-innen schwerverletzt, weitere 15 wurden getötet. Damit hat sich die Zahl der Schwerverletzten 2020 zwar leicht erhöht, liegt aber unter dem errechneten 10-Jahres-Schnitt von 197 schwerverletzten Personen/Jahr. Bei den Getöteten ist nicht nur ein deutlicher Anstieg zu 2019 zu verzeichnen, sondern auch ein Anstieg im 10-Jahres-Vergleich.
Die PI Hameln-Pyrmont/Holzminden folgt damit 2020 leider nicht dem Behördentrend sinkender Zahlen, wie ihn die Polizeipräsidentin der Polizeidirektion (PD) Göttingen, Gwendolin von der Osten, für den Direktionsbereich bekannt gab: "Weniger Verkehrsunfälle, Schwerverletzte und Verkehrstote - eine erfreuliche Entwicklung. Dennoch ist jeder getötete Mensch einer zu viel. Die Senkung der Verkehrsunfälle mit schwerwiegendem Ausgang bleibt weiterhin unser nachhaltiges Ziel. Die rückläufige Entwicklung ist zum einen auf unsere präventiven und repressiven Maßnahmen andererseits aber auch auf ein verändertes Mobilitätsverhalten während der Corona-Pandemie zurückzuführen - viele Bürgerinnen und Bürger sind von Pkw, Bus und Bahn auf das Rad umgestiegen oder legen kürzere Wege zu Fuß zurück. Auch durch Lockdown und Homeoffice verbringen die Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden und weniger im Verkehrsraum.", so Polizeipräsidentin von der Osten.
Hauptunfallursachen im Jahr 2020 waren entsprechend den Vorjahren überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit, Ablenkung, die Beeinflussung durch berauschende Mittel wie Alkohol, Betäubungsmittel oder Medikamente, aber auch Vorfahrtsverstöße sowie Fehler beim Überholen oder Abbiegen.
Dazu Inspektionsleiter Matthias Kinzel: "Entgegen dem Landestrend keine Verbesserung bei den Schwerverletzten oder Getöteten erreicht zu haben ist schon ziemlich ernüchternd - zumal wir auch im letzten Jahr einen Schwerpunkt in der Verkehrssicherheitsarbeit gelegt haben. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern werden wir deshalb auch in diesem Jahr mit unseren Bemühungen nicht nachlassen. Solange auf unseren Straßen gestorben wird, möchte ich nicht von einer erfreulichen Bilanz sprechen. Ich fordere hiermit alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf, ihren Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit zu leisten."
Baumunfälle: Baumunfälle, damit sind Kollisionen von Fahrzeugen mit Bäumen am Fahrbahnrand gemeint, sind im vergangenen Jahr inspektionsweit wieder angestiegen. Insgesamt ereigneten sich 79 dieser Unfälle. Von den 15 Verkehrstoten 2020, starben sechs bei Baumunfällen (+4). Auch die Zahl der Schwerverletzten in diesem Zusammenhang hat sich um vier Unfälle erhöht. Heißt, 16 der insgesamt 183 VUSP wurden bei Baumunfällen verletzt. Damit spiegelt auch die PI Hameln-Pyrmont/Holzminden den Landestrend wider: Fast jedes dritte Todesopfer ist bei einem Baumunfall ums Leben gekommen.
Risikogruppe Rad-/Pedelec-Fahrende: Ein Schwerpunkt in der Verkehrssicherheitsarbeit im Jahr 2020 bildete die Risikogruppe der Rad- bzw. Pedelec-Fahrer/-innen. Bereits vor der Corona-Pandemie rückte der Radverkehr als Teil der sich vollziehenden Verkehrswende zunehmend in den Fokus der Gesellschaft. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle mit beteiligten Radfahrenden 2019 stark gestiegen war. Im Jahr 2020 ist aufgrund verstärkter Verkehrsunfallprävention in diesem Bereich, ein Abwärtstrend zu verzeichnen. Gestiegen sind hingegen die Verkehrsunfälle mit Pedelec-Beteiligung und auch die schwerwiegenden Unfallfolgen sind hier gleichbleibend hoch.
Ein wichtiges Beispiel für die durchgeführte Verkehrsunfallprävention ist der jährliche Verkehrssicherheitstag. 2020 wurden an diesem Tag Beiträge rund um die Themen "Radverkehr" und "E-Mobilität" bewegt. Corona-bedingt musste er erstmals digital stattfinden. Unter dem Hashtag #1000sicherewünsche wurden die Themen "Radverkehr" und "E-Mobilität" in kurzen, aber prägnanten Beiträgen aufgenommen und via Social Media veröffentlicht. Trotz vermehrter Verkehrssicherheitsarbeit ereigneten sich 2020 182 Verkehrsunfälle mit Fahrradbeteiligung. Dabei verletzten sich 28 Fahrradfahrer/-innen schwer, eine Radfahrerin wurde getötet. Bei 37 Unfällen mit Pedelec-Beteiligung verletzten sich 8 Pedelec-Fahrende schwer, eine Fahre-rin wurde getötet. Auffällig: Beide Getöteten trugen zum Unfallzeitpunkt keinen Helm (siehe Grafik 1).
Risikogruppen Kinder, Junge Fahrer/-innen, Senioren/-innen: Auch die sog. Risikogruppen "Kinder" (bis einschließlich 14 Jahre), "Junge Fahrerinnen und Fahrer" (18-24 Jahre) sowie "Senioren/-innen" (65+) standen 2020 im Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit der PI Hameln-Pyrmont/Holzminden. Glücklicherweise wurde kein Kind bei einem Verkehrsunfall getötet, jedoch wurden vier Kinder schwerverletzt: In zwei Fällen beabsichtigte das jeweilige Kind die Straße zu queren, ohne auf den fließenden Verkehr zu achten. Im dritten Fall spielte ein Kleinkind auf dem Gehweg und wurde von einer langsam rückwärts aus einer Einfahrt fahrenden Fahrzeugführerin übersehen. Das vierte Kind wurde auf einem Parkplatz angefahren, als es mit seinem Fahrrad zwischen geparkten Fahrzeugen hindurchfuhr und für andere Fahrzeugführer nicht sichtbar war. In allen Fällen wurden die Kinder von Pkw erfasst.
2020 ereigneten sich zudem insgesamt 898 Verkehrsunfälle, an denen die Risikogruppe der "Jungen Fahrer/-innen" beteiligt waren. 22 davon wurden schwerverletzt. Darüber hinaus wurde ein "Junger Fahrer" und dessen jugendliche Mitfahrerin, sowie eine "Junge Fahrerin" und ihr erwachsener Beifahrer getötet. Die Hauptunfallursache bei der Risikogruppe der "Jungen Fahrer/-innen" ist nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit.
Im Bereich der Risikogruppe der "Senioren/-innen" ist sowohl bei den Getöteten, als auch bei den Schwerverletzten ein Anstieg zu verzeichnen. Waren es 2019 drei Getötete und 40 Schwerverletzte, bei einer Beteiligung an 1195 Unfällen, waren es im vergangenen Jahr fünf Getötete und 48 Schwerverletzte bei insgesamt 1034 Verkehrsunfällen.
Die Leiterin Einsatz der PI Hameln-Pyrmont/Holzminden, Polizeirätin Marina Vieth, führt dazu aus: "Jeder bei einem Verkehrsunfall verstorbene Mensch ist einer zu viel. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die sog. "Vision Zero", also das Erreichen von Null Verkehrstoten im Straßenverkehr, vor Augen zu haben. Dieses Ziel erreicht die Polizei durch ihre Verkehrssicherheitsarbeit nicht allein. Jeder Verkehrsteilnehmer und jede Verkehrsteilnehmerin, egal welchen Lebensalters oder der Art der Verkehrsteilnahme, kann durch rücksichtsvolles und umsichtiges Verhalten im Straßenver-kehr dazu beitragen, dass unsere Straßen sicherer für uns alle werden.
Um möglichst effektiv gemeinsam für Verkehrssicherheit zu sorgen, ist zudem die enge Zusammenarbeit der Polizei mit Netzwerkpartnern der Verkehrssicherheitsarbeit in Prävention und Repression notwendig. Diese Zusammenarbeit wird auch 2021 intensiv fortgesetzt. Wir werden die polizeiliche und gemeinsame Verkehrssicherheitsarbeit mit Blick auf die genannten Risikogruppen konsequent fortführen und auch einen Fokus auf die Hauptunfallursachen, insbesondere Ablenkung, Geschwindigkeit und Beeinflussung durch berauschende Mittel, legen.
Unser Ziel ist es, nicht nur dem Landestrend sinkender Verkehrsunfallzahlen insgesamt weiterhin zu entsprechen, sondern auch die Anzahl von Verkehrsunfällen mit schwerwiegenden und vor allem tödlichen Personenschäden in unserem Inspektionsbereich deutlich zu senken."
Fazit: Ohne detailliert auf die Statistikzahlen einzugehen, ergeben sich aus der Verkehrsunfallstatistik der Polizeiinspektion (Landkreise Hameln-Pyrmont und Landkreis Holzminden) für das vergangene Jahr folgende Kernaussagen: - Rückgang der Gesamtunfallzahlen (von 5.556 auf 4.834 Verkehrsunfälle - siehe Grafik 2) - Zunahme der VUSP (von 164 auf 174) - Zunahme der Verkehrstoten (von 6 auf 15 Verstorbene) - Zunahme der sog. "Baumunfälle", also Verkehrsunfälle außerhalb geschlossener Ortschaf-ten mit einer Kollision zwischen Fahrzeug und Bäumen am Straßenrand, (von 69 auf 79 Verkehrsunfälle) und Anstieg bei Baumunfällen Getöteten (von 2 auf 6 Personen) - Rückgang der Unfälle mit Fahrrädern (von 213 auf 182) - Anstieg der Unfälle mit Pedelecs (von 26 auf 37) - Zahl der Verkehrsunfallfluchten rückläufig (von 1.242 auf 1.150); Aufklärungsquote der Unfallfluchten bei 44,17 Prozent.
Foto: Polizei Holzminden