Neue Rettungswache: Ein Millionenprojekt für die Sicherheit der Bevölkerung
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- Kategorie: Wirtschaft
- Veröffentlicht: Mittwoch, 09. Oktober 2019 12:02
Eschershausen-Stadtoldendorf (rus). Der Rettungsdienst im Landkreis Holzminden investiert in Stadtoldendorf rund zwei Millionen Euro für den Neubau der Rettungswache. Am Standort sind zwei Rettungswagen stationiert, die Wache ist eine von insgesamt drei Rettungswachen im ganzen Landkreis (Holzminden und Bodenwerder). Stadtoldendorf habe sich als Standort etabliert, wenn es etwa um die Hilfsfristen geht, die die Retter einhalten müssen. Innerhalb von 15 Minuten muss ein Einsatzfahrzeug angekommen sein – von Stadtoldendorf wird nahezu die gesamte Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf bedient.
Bei einem Blick in die neuen Fahrzeughallen befinden sich diese zwar noch im Rohbau, es fällt aber sofort eine gewisse Großzügigkeit auf. Doch die ist nicht etwa den Wünschen des Rettungsdienstes geschuldet, sondern den rechtlichen Vorschriften. Die schreiben nämlich gewisse Mindestmaße vor, die es einzuhalten gilt. Genauer gesagt ist es die DIN13049, die es dem Rettungsdienst auch anfangs etwas schwerer gemacht. „Wir hatten die Planungen bereits stehen, dann kam die neue Norm und wir mussten alles umwerfen“, erinnert sich Frank Borchert, Mitarbeiter in der Rettungsdienstverwaltung. Eigentlich wollte man schon viel weiter sein, die neuen Vorschriften hätten aber auch neue Planungen zur Folge gehabt, sodass man den eigentlichen Zeitplan verwerfen musste. Nichtsdestotrotz laufen die derzeitigen Bauarbeiten voll im Zeitplan. „Die bauliche Fertigstellung soll Ende November erreicht sein, danach sollen Innenausstattung und Abnahmen erfolgen, sodass zum Jahreswechsel dann die neue Wache ihren Betrieb aufnehmen kann“, erklärt Fabian Fischer, technischer Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft des Landkreises, die Planungen.
Jedes Tor der großen Fahrzeughalle ist 5,50m breit, die Tiefe der Hallen betragen 10,20m und auch vor den Hallen ist nochmal genauso viel Platz. Grund ist die neue DIN-Norm, die erst im letzten Jahr in Kraft getreten ist. Danach muss bei jedem Fahrzeug ein gefahrloses Ein- und Aussteigen möglich sein, auch mit ausgefahrener Trage muss am Heck noch genügend Platz sein, um das Auto nach einem Einsatz etwa mit neuem Material zu bestücken. „In der alten Rettungswache muss dazu das Fahrzeug erst aus der Halle gefahren werden“, beschreibt Borchert die beengten Verhältnisse, die in der Tat ein Einsteigen fast nur noch mit Mühe möglich machen, so breit sind die Einsatzfahrzeuge mittlerweile geworden. „Die gesetzliche Maximalbreite haben wir bei den Fahrzeugen erreicht“, erklärt Borchert, „nur noch etwas höher und länger könnten sie werden“. Aber auch das habe man bereits berücksichtigt und entsprechend gebaut. Die Hallen werden auf Mindesttemperatur gehalten, die Tore öffnen sich zügig und automatisch, auch das ist längst Vorschrift. Die Halle wurde in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet, die Nebenräume sind aus Mauerwerksbeton mit Wärmedämmverbundsystem. Das Dach ist leicht abgeschrägt und besteht aus Trapezblech-Sandwichpaneelen.
In der neuen Rettungswache entstehen neben den zwei großen Fahrzeughallen für die großen Rettungswagen noch eine Waschhalle sowie an die Hallen angeschlossene Räume für Materiallager und Desinfektion. Ein spezieller Raum, der nur mit Edelstahlmöbeln ausgestattet wird und dadurch leichter gereinigt und desinfiziert werden kann. Die Hallen, die nun noch gefliest werden sollen, sind durch eine sog. Schleuse vom „sauberen“ Bereich der Wache getrennt. Über diese Schleuse sind zunächst die Duschen, Umkleiden und Spinde erreichbar, sodass verschmutzte Einsatzkleidung nicht in saubere Aufenthaltsräume gelangt. Hier ist alles, wie auch bei den dahinterliegenden Toiletten, getrennt nach Mann und Frau.
Als weitere Räume stehen im Verwaltungsbereich noch zwei Büro-Arbeitsplätze, drei Schlaf- und Ruheräume mit Betten sowie ein großer Aufenthaltsraum zur Verfügung. Auch der Wachenleiter hat sein eigenes Zimmer, nebenan gibt es eine kleine Teeküche für die nötigste Versorgung. Im Außenbereich entstehen zudem insgesamt acht Stellflächen für Privatfahrzeuge und hinter der Wache ein Rasen- und Terrassenbereich für die diensthabende Schicht. Neben der Wache gibt es zudem ein extra Gebäude für die Entsorgung sowie die Notstromversorgung der Wache – auch die ist laut neuer Norm vorgeschrieben, aus Gründen von Emissionen aber vom Hauptgebäude getrennt. Die Stadt will nach Fertigstellung zudem den Gehweg neu anlegen, sodass man vom Charlottenstift auch wieder die andere Seite erreichen kann. Ein früherer Spielplatz musste dem Neubau weichen und wird nicht neu angelegt.
Mit dem Neubau der Rettungswache stellt sich der Rettungsdienst im Landkreis Holzminden zukunftsfähig auf, nach der Fertigstellung wird es die modernste Wache im Kreis sein. „Auch die Mitarbeiter freuen sich schon sehr auf die neuen Räume“, so Borchert. Schließlich erwartet sie hier ein weitgehend größerer Komfort – der laut DIN-Norm und geltenden Arbeitsstättenrichtlinien aber auch so schon klare Vorschrift ist.
Die Stationierung eines Notarztes ist allerdings auch nach wie vor kein Thema. „Die Fallzahlen lassen dies nicht zu“, so Borchert. Außerdem sei es mit der Verpflichtung eines Notarztes nicht getan. Für den Schichtbetrieb sind gleich mehrere Ärzte erforderlich, zudem neue Fahrzeuge und Equipment. Ein Notarzt sei deshalb in der neuen Rettungswache auch nicht eingeplant. Einzig und allein eine Freifläche neben der Wache behält man sich als Notoption vor, sollte irgendwann mal eine zusätzliche Halle für einen weiteren Rettungswagen gebaut werden müssen. Davon geht zurzeit aber niemand aus.
Fotos: rus